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Wir schreiben Mathe!

Von Eva Fauth

Mathe – da fällt jedem eine Geschichte ein. Meist geht’s dabei um Gleichungen mit Unbekannten, die immer unbekannt blieben, oder Kurvendiskussionen, bei denen die Kurven immer das letzte Wort behalten haben. Mathe – für die meisten ein schulischer Albtraum. Eins vorweg: Ich habe Mathe immer gerne gemacht. Aber damit stehe ich im Freundeskreis ziemlich alleine da.

In der Familie auch. Das Einmaleins ging bei meinem Sohn noch klar. Und mit Geld rechnen auch. In der Grundschule hatte Mathe noch etwas Spielerisches, in den Textaufgaben ging es um Fußball, Kindergeburtstage und Sachen, die er kennt. Das erschien ihm sinnvoll, das machte Spaß. Dann kam die höhere Schule und mit ihr die höhere Mathematik. Mein Sohn bekam immer mehr das Gefühl, dass die Zahlen sich gegen ihn verschworen haben. Die erste Fünf ließ nicht lange auf sich warten – und Mathe erzeugte fortan diese ungute Mischung aus Angst, Wut und Hass, die wohl für das oben beschriebene Mathetrauma noch im Erwachsenenalter verantwortlich ist.

„Nicht bei meinem Sohn!“, dachte ich. Ich helfe ihm, dann wird das schon. Stundenlang habe ich über seinen Mathebüchern gebrütet, bis ich mir alles wieder draufgeschafft hatte. Um bei den Hausaufgaben zu Hilfe eilen zu können: „Ich erklär’s dir noch mal …“ Was dann passierte, kann sich sicher jeder denken: Er rollt genervt die Augen, während ich rede und rechne, er bei der nächsten Aufgabe wieder den gleichen Fehler macht, ich langsam genervt bin, weil er es nicht kapiert…und so weiter. Da braucht es keine Wahrscheinlichkeitsrechnung – so was endet meist mit Krach.

Am schlimmsten war es vor einer Klassenarbeit. Ich war wahrscheinlich aufgeregter als er selbst. Zähneknirschend ackerte sich mein Sohn mit mir durch die Übungsaufgaben. Dabei habe ich mich gerne selbst mal verrechnet, was ihn vermutlich noch unsicherer gemacht hat, als er eh schon war. Am Ende war er vor den Arbeiten so aufgeregt, dass er sie verhauen hat, weil er Bauchweh hatte, wie er mir gestanden hat. Da war klar – das ist es nicht wert. Mathe ist nicht alles. Seitdem lernt mein Sohn selbst oder mit seinen Kumpels in Online-Gruppen. Die Noten sind nicht besser, aber auch nicht schlechter als vorher. Aber wir streiten uns nicht mehr über Binomische Formeln und Quadratwurzeln. Und sein Bauchweh bei Mathe ist weg. Es ist in jedem Fall die beste Lösung – für die Familie. Und Mathe-Geschichten erzählen kann mein Sohn später sicherlich trotzdem genug!

Ein Gruß hoch zwei