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Immer diese Zockerei

Von Kerstin Petry

Portrait Kerstin Petry

Neulich haben mir meine Kinder mal wieder den Spiegel vorgehalten – und das bei DEM Reizthema gefühlt aller Familien dieser Erde: dem Zocken. Bei uns gibt es einige Regeln, was das Gamen betrifft, denn tatsächlich verlieren sich meine Kinder gerne in den Welten von Minecraft, Animal Crossing, Zelda und Co. So ganz ohne zeitliche Beschränkung und eigenverantwortlich geht es also leider nicht. Wir haben deshalb eine App auf den diversen Zock-Möglichkeiten installiert, die eine Art Timer enthält. Nach spätestens einer Stunde wird der Bildschirm schwarz, die Spielewelten lösen sich in Luft auf – und meine Kinder in Emotionen. Denn es ist einfach nie der richtige Zeitpunkt, um mit dem Zocken aufzuhören. Da fließen dann schon mal Tränen und Schimpftiraden werden in meine Richtung geschmettert, weil die Kinder ein Level fast geschafft hätten und sie jetzt ungespeichert wieder von vorne anfangen müssen.
Ich hielt trotzdem immer gnadenlos fest an dieser Regel – bis vor Kurzem. Denn da habe ich mir die Fortsetzung eines Spiels gekauft, das ich selbst einst heiß und innig geliebt habe. Ich bin eigentlich keine Gamerin, aber „Return to Monkey Island“ musste einfach sein. Schon damals in den 90er- Jahren habe ich während dieses humorvollen Adventures Raum und Zeit vergessen und stundenlang gespielt. Es gab eben schlicht und ergreifend keine App, die meinen Computer hätte lahmlegen können. Die Fortsetzung ist nun leider auch ziemlich mitreißend und als dann wieder und wieder der Timer sein grausames Werk verrichtete und dadurch mein Spielefortschritt flöten ging, habe ich die dämliche App kurzerhand deinstalliert. Es ist einfach zu frustrierend und plötzlich konnte ich meine Kinder sehr viel besser verstehen.
Seitdem hat sich einiges verändert: Wir zocken zum Beispiel öfter mal gemeinsam und ich empfinde es als ziemlich verbindend. Klar, die Kinder verbringen etwas mehr Zeit vor den Bildschirmen, sind dabei aber richtig kreativ. So sind zum Beispiel einige lustige Stop-Motion-Filme mit ihren Kuscheltieren entstanden. Und eine andere Regel hält die Kinder recht motiviert dabei, Dinge wie Hausaufgaben, Lernen und Aufräumen zügig zu erledigen. Denn erst im Anschluss darf gezockt werden. Und ehrlich gesagt bleibt da neben Hobbys und Freunden oft gar nicht so viel mehr Zeit als vorher.

Es grüßt dich aus dem Gaming-Sessel, Deine

Kerstin Petry