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Wir schreiben Abi!

Von Andrea Früauff

Es ist schon ein ganzes Weilchen her, aber ich erinnere mich noch ziemlich genau an mein schriftliches Abitur: die Aufregung davor, der große Saal, die Gespräche danach und die Unsicherheit bis zur Vergabe der Noten. Am Ende waren diese nicht so gut wie erhofft, aber ich habe trotzdem einen Ausbildungsplatz gefunden und später auch studiert.

Nun durchlebe ich diese Phase zum zweiten Mal – bei meiner Tochter. Tatsächlich ist es sogar schon das dritte Mal, aber das Abitur meines Sohnes ist schon elf Jahre her, da sind die Erinnerungen etwas verblasst. Besonders gestresst kam er mir auf jeden Fall damals nicht vor. Das Resultat war trotzdem gut.

Aus dem Bekanntenkreis höre ich Ähnliches über das Lernverhalten des männlichen Nachwuchses, die meisten Mädchen hingegen scheinen sich sehr viel Druck zu machen. Alle lernen wie verrückt und haben trotzdem das Gefühl, nicht genug zu tun. Hobbys werden vernachlässigt, selbst zum Spazierengehen bekomme ich das Kind nur mit trickreichen Versprechungen („Wir reden auch die ganze Zeit nur Französisch“).
Da bleibt uns als Eltern nur, sich erworbenes Wissen, etwa über den Aufbau eines DNA-Strangs, geduldig und kopfnickend anzuhören, auch wenn man kein Wort versteht. Darüber hinaus sollte man für spontane Nachfragen jederzeit ansprechbar sein: „Warum ist die Deutsch-Französische Freundschaft eigentlich so wichtig?“, „Was weißt du über die Romantik?“ Antworten wie „Äh, da muss ich auch erst mal recherchieren“ oder „Ich habe da noch ein Nachschlagewerk aus meiner Schulzeit“ kommen leider ganz schlecht an.

Außerdem ist es unsere Aufgabe, täglich für eine ordentliche warme Mahlzeit zu sorgen. „Pizza ist im Gefrierschrank“ oder „Ich habe Pesto gekauft, du kannst dir Nudeln kochen“ geht im Moment leider gar nicht.

Wir packen das Kind in Watte und versuchen, möglichst konfliktfrei durch diese Zeit zu kommen. Bemerkungen wie „Du könntest mal das Geschirr aus deinem Zimmer in die Küche bringen, ich möchte die Spülmaschine anstellen“ verkneifen wir uns. Auch Fragen nach möglichen Plänen für die Zeit nach dem Abitur oder gar zu Berufswünschen sind strengstens untersagt. Also halten wir die Füße still, verbreiten gute Laune und freuen uns auf den Tag X, wenn die schriftlichen Prüfungen vorbei sind.

Geduldige Grüße

Andrea Früauff