// lieferbeginn readonly Skip to main content

Willkommen in der Trotzphase!

Von Heike Hayer

Portrait Heike Hayer

Mein Sohn ist jetzt drei Jahre alt. Nach langer Corona-Einsamkeit ist er letzte Woche zum ersten Mal ganz allein nach dem Kindergarten mit zu seiner besten Freundin zum Spielen gegangen. Er ist anstandslos mit ihrer Mutter mitgegangen, sogar der Toilettengang hat einwandfrei funktioniert und es gab noch nicht mal Streit zwischen den Kindern. Alles perfekt!… Bis ich kam.

Denn wie konnte ich es nur wagen, das Kind wieder abholen und nach Hause schleppen zu wollen? In unser schönes Zuhause (das er oft gar nicht verlassen will – insbesondere morgens, wenn es Zeit für den Kindergarten ist). Er lieferte das volle Programm: Schreien, auf dem Boden wälzen, um sich treten. Alles unter den Augen der anderen Mutter. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Alle Versuche, ihn zu überzeugen, schlugen fehl. „Ich will aber TROTZDEM nicht!“. Wie sagte eine Freundin zu mir? „Irgendwann wirst du dich über die Willensstärke deines Kindes freuen.“ Wann dieses „irgendwann“ sein wird, hat sie nicht gesagt.

Also bugsierte ich das schreiende Kind in den Kindersitz meines Fahrrads und fuhr mit lauten Sirenen so schnell es ging nach Hause.
Bei seiner Freundin gab es mittags Grießpudding. Ganz klar, dass es zum Abendessen nichts anderes sein durfte. „Aber nur in einer weißen Schüssel!“ Leider hatten wir kein Grieß im Haus. Ich versprach also, abends noch einkaufen zu fahren und Grießpudding für den nächsten Morgen vorzubereiten. Unter einigem Protest wurde dieser Vorschlag schließlich angenommen. Was tut man nicht alles für den Haussegen – neben Kind ins Bett bringen, Küche sauber machen, Spielsachen aufräumen, Frühstück für die Kita vorbereiten, kein Problem, da gehe ich um 21 Uhr auch noch einkaufen und koche Grießpudding.

Am nächsten Morgen, 7.00 Uhr, bestand er direkt auf seinen Grieß zum Frühstück. „Ich hab‘ gesagt, in einer WEISSEN Schüssel, MAMA!“ (Die weiße Schüssel hatte einen dünnen roten Strich am Rand.) Entschuldige bitte! Okay, ich fand eine kleine weiße Schüssel und – man lernt ja dazu – fragte dieses Mal ganz genau, wie viele Löffel es sein sollen, was jedes Mal mit einem Nicken und einem genervten „Jahaa!“ bestätigt wurde. „Nein, der Pudding soll ROSA sein!“, schrie er mich an. Wieso ich das nicht von selbst gewusst habe, bleibt schleierhaft. Gut, wir konnten uns darauf einigen, Erdbeermarmelade unterzumischen, verständigten uns über die Menge und er rührte sogar selbst um. Am Ende meiner Nerven dachte ich „Geschafft!“. Wie gesagt: dachte ich… Als ich den Teller dann zum Tisch bringen wollte, hatte ich nämlich eines nicht bedacht: „Aber ich wollte doch lieber WEISSEN Pudding!“. Natürlich…wie dumm von mir.

Herzlich willkommen in der Trotzphase!

Heike Hayer