Eigentlich bin ich keine Anhängerin des Satzes: „Früher war alles besser!“ Ich mag es, wenn sich Dinge weiterentwickeln. Unser letzter Urlaub allerdings war vollgepackt mit nostalgischen Gefühlen. Wir hatten eine Almhütte gebucht. Mitten in den Zillertaler Alpen und mit spektakulärer Aussicht. Dorthin gelangt man im Winter nur mit Skiern oder dem Schlitten, das Auto bleibt im Tal. Im Frühjahr und Sommer führt eine kleine Pass-Straße zur Hütte. Dann wird man morgens mit dem behäbigen Muhen und Glockenklingeln der Kühe geweckt. Das alles ist perfekt, wenn man mal abtauchen möchte aus dem Hier und Jetzt. Stichwort Entschleunigung.
Wir haben auf einem alten Holzherd gekocht (Nudelwasser braucht dort „nur“ circa 45 Minuten bis es endlich blubbert), und ein Kachelofen war unsere Heizung. Dass wir Erwachsenen diese Zeitreise toll finden werden, war klar. Wie das bei unseren Kindern ankommt, da war ich mir nicht so sicher. Vor allem weil die böse Mutti auch noch beschlossen hatte, aus dem Urlaub eine internet-, fernseh- und zockfreie Woche zu machen. Denn davon gab es definitiv eine Portion zu viel in diesem langen und dunklen Corona-Winter. Zumindest bei meinem Fast-Teenie hatte ich mit heftigem Widerstand gerechnet. Aber anscheinend konnte ich ihn mit meinem Mantra „ein Urlaub, in dem man nicht mindestens drei Bücher gelesen hat, ist kein guter Urlaub“ einlullen. Gemeinsam haben wir im Vorfeld coole Bücher ausgesucht und sie in die Koffer gepackt. Wenn wir dann von unseren langen Tagen in den Bergen in die Hütte kamen, haben wir uns gleich die Bücher gekrallt und losgelesen oder Gesellschaftsspiele vorm Kachelofen gespielt. Klingt romantisch? War es definitiv auch. Wieder zurück zuhause und in der digitalen Welt gab es mit dem Beginn des Ukrainekrieges allerdings einen harten Aufprall in der Realität. Vielleicht überlege ich mir das mit meiner Abneigung gegen den Satz „früher war alles besser“ doch noch mal.
Es grüßt dich ganz herzlich
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