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Wie war’s in der Schule? – Gut!

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

vielleicht kommt dir folgende Szene bekannt vor: Sohn kommt von der Schule nach Hause, schmeißt den Ranzen in die Ecke (oder stellt ihn mitten auf dem Flur ab), presst ein schmales „Hallo“ heraus und verschwindet auf dem Zimmer. Zum Essen kommt er wieder raus und die Mutter freut sich auf ein kleines Gespräch. Nur ein klitzekleines, bitte. Ein paar Informationen, Satzhappen, vielleicht auch nur kurze Hinweise auf den vergangenen Schultag – sie nimmt alles. Doch das Kind schweigt. Nicht unglücklich, wütend oder traurig, sondern einfach so. Warum labern, wenn es nichts zu sagen gibt?

Ich habe wirklich schon alles versucht. Zu Beginn habe ich natürlich noch jede Menge Anfängerfehler gemacht, ist ja logisch. Beispielsweise habe ich ihn die ersten Wochen doch tatsächlich gefragt, wie es in der Schule war. Die Antwort lautete – natürlich – „gut“! Was soll man sonst auch darauf sagen? Es hat gedauert, bis ich dazu übergegangen bin, die Fragestellung zu konkretisieren. Dazu gibt es sogar jede Menge schlaue Tipps von Experten: Sie empfehlen, sich zu erkundigen, was das Kind heute genau gemacht hat, womit es sich beschäftigt hat oder was es sonst noch vorhat. Die Fragen könnten lauten: „Wie war es heute mit deinen Freunden?“, „Was ist denn heute besonders gut gelaufen?“ Oder auch „Wie waren die Lehrer heute so drauf?“ Also keine Ja/Nein-Fragen, sondern empathische und gerne auch in Ich-Form, zum Beispiel: „Ich habe das Gefühl, du bist gerade sehr erschöpft, liege ich da richtig?“ Aber ganz ehrlich – das alles klingt schon schwer nach Quizshow, wenn ihr mich fragt. Und entsprechend rätselhaft waren denn auch zuweilen die Antworten. Irritierten Blicken folgte oft ein „ganz nett“, „OK“ oder auch ein fast schon euphorisches „voll nice“. Puh.

Inzwischen verfolge ich einen ganz neuen Ansatz, der für mich erstaunlich gut funktioniert: Ich bin einfach da. Wenn Sohn dann mal tatsächlich was zu sagen hat, höre ich gut zu und antworte, wenn seine Stimme am Ende nach oben geht. Kinder merken, wenn man echtes Interesse zeigt. Und am Ende schweige ich beim Essen lieber, wohlwissend, dass es meinem Kind gut geht.

Es grüßt dich herzlichst, Deine
Nicole Hauger