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Wer schön sein will…

Von Eva Fauth

Typische Szene an einem Wintermorgen. Sohnemann schaut aus dem Fenster und stellt fest: „Es schneit!“ Dann zieht er seinen Rucksack auf, Stöpsel in die Ohren und los geht’s. Er hat nur einen dünnen Pulli an, aber der passt farblich perfekt zu den neuen Schuhen. Ich friere schon bei seinem Anblick und sage noch mal: „Es schneit!“ Er schaut mich an mit diesem genervten Teenager-Blick, murmelt ein „Tschüss“ und verschwindet in den kalten Morgen. Meine Hinweise auf Jacken und schlimme Erkältungen verhallen ungehört.
Typische Szene an einem heißen Sommertag. Sohnemann guckt auf die Wetter-App und sagt: „Boah, 40 Grad heute!“ Er ist mit seinen Kumpels verabredet, zieht sich eine lange Jeans an und den neuen Hoodie, die Mütze über den Kopf und geht los. Ich schwitze schon bei seinem Anblick und sage: „Wir haben 40 Grad, willst du nicht…“ Wieder dieser Blick… alles Weitere kann ich mir sparen.
Dazu fällt einem nur eins ein: „Wer schön sein will, muss leiden.“ Das kennt man ja auch von sich selbst, wenn man ehrlich ist. Ich erinnere mich an mein erstes Konzert, bei dem wir mitten im Winter im T-Shirt eineinhalb Stunden lang in der Kälte auf den Einlass gewartet haben – um dann cool auszusehen beim Tanzen. Und auch heute siegt oft genug das schicke Outfit über die Wetterlage. Zähneklappernd auf einem Weinfest? Egal, aber das neue Kleid ist schön!
Inzwischen ist es zum Glück schon Frühling und morgens nicht mehr so kalt. Trotzdem erzähle ich gerne, wie die Geschichte an diesem typischen Wintertag ausgegangen ist. Sohnemann kam von der Schule zurück, inzwischen hatte es aufgehört zu schneien. Ich: „Und – hast du nicht gefroren?“ Darauf wieder dieser unverständige Blick, als hätte diese Frage nichts mit ihm zu tun: „Nein, wieso?“ Immerhin, denke ich mir, dann ist der alte Spruch vielleicht doch nur typisch Eltern. Wer schön sein will, muss nicht leiden – das tun schon die Eltern!

Eva Fauth