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Wenn im Büro die Bässe wummern

Von Eva Fauth

Es gibt Leute, die arbeiten gerne, wenn Musik im Hintergrund dudelt. Zu diesen gehöre ich nicht. Was schon mal zu Konflikten führen kann, wenn man öfter zuhause arbeitet und dort mit zwei Teenagern unter einem Dach lebt, die gefühlt immer Musik hören und ein komplett anderes Verständnis von Lautstärke haben. Wenn sie von der Schule nach Hause kommen, drehen sie gerne mal so richtig auf – und bei mir im Büro nebenan wummern die Bässe. „Ist schon extra leise gestellt“, versichern sie. So richtig verstehen können sie ohnehin nicht, warum ich bei lauter Musik nicht arbeiten kann, aber immerhin – sie nehmen Rücksicht. Um nicht dauernd zu meckern, habe ich es heute mal mit Ohrstöpseln versucht – und mich an die Grundschulzeit erinnert. In der Klasse meiner Jungs haben Kinder, die sich leicht ablenken ließen, öfter Ohrenschützer bekommen. Mal schauen, ob ich mich jetzt besser auf diesen Text konzentrieren kann.

Musik – das war mit den Kindern schon immer ein großes Thema. Der erste große Hit war das La-Le-Lu der Spieluhr, bei dem nicht nur meine Söhne eingeschlafen sind. Später kamen dann die Ohrwürmer wie Schni-Schna-Schnappi – bis heute kann ich noch alle Strophen mitsingen. Und auch an Rolf Zuckowski führt wohl keine Kindheit vorbei. Zum Glück – denn er hat wirklich schöne Lieder geschrieben, die man immer gut hören kann. Und immer heißt bei Kindern mindestens zehn Mal hintereinander.

Unser Familien-Hit aber war Findus und Pettersson. Unvergessen bleibt die Fahrt in den Urlaub, bei dem dieses Lied in der Dauerschleife lief. Wie in einem amerikanischen Film schmetterten wir mit den Kindern im Auto: „Wir warten alle schon, auf das nächste Abenteuer, das wird sicher ungeheuer spaßig und da sind wir gern dabei.“ Wir hatten so viel Spaß, dass wir nicht mal die Verkehrsnachrichten gehört haben und so im längsten Stau unseres Lebens gelandet sind. Sechs Stunden mit einem Drei- und einem Fünfjährigen – nicht ganz so lustig, aber wir haben weitergesungen. Getreu Findus und Pettersson: „…da sind wir gern dabei.“

Inzwischen haben sich die Musikgeschmäcker verändert. Mit 15 und 17 hört man Rap. Gangster Rap, deutscher Rap, melodischer Rap – da gibt’s Unterschiede, habe ich erklärt bekommen. Für mich ist es Büro-Rap und ich kann da keine großen Unterschiede ausmachen. Ist vielleicht auch ganz gut so, denn sonst würde direkt die nächste Diskussion beginnen, nämlich über die Texte dieser Songs. Aber das ist eine andere Geschichte.
Als ich die Ohrstöpsel rausnehme, merke ich: Es ist leise geworden. Ich schaue mal in ihre Zimmer: Die Jungs machen jetzt Hausaufgaben. Und wen wundert’s? Mit Stöpseln in den Ohren und Musik an.