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Weg mit dem Track

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

Neulich vor dem Schulhof. Eine aufgeregte Schar Mütter steht plappernd im Kreis, voller Vorfreude auf ein paar Tage ohne das Pubertier. Denn das fährt mit seiner Klasse ins Landschulheim. Und während die Kinder immer leiser werden (ist cooler), werden die Muttis immer lauter.
„Ob sie wohl abends die Zähne putzen?“, fragt die eine. „Wann die wohl immer ins Bett gehen?“, die andere. „Gut, dass ich immer genau weiß, wo mein Felix gerade ist“, schnappe ich dazwischen auf und glaube, nicht richtig gehört zu haben.

Freundlich hake ich nach. Wie sie das denn meine mit dem „wo er gerade ist“. Denn die drei Tage im Landschulheim sind eigentlich ein Digital Detox, es sind also keine Handys, Tablets oder Smartwatches erlaubt. „Na, mein Felix hat einen GPS-Tracker im Geldbeutel“, erzählt sie strahlend, und mir klappt ein wenig die Kinnlade runter.
Ich kann verstehen, wenn man seinen Schlüssel oder sein Telefon mit einem GPS-Tracker versieht und gerade in diesem Moment denke ich darüber nach, dass ich das tatsächlich dringend einmal tun sollte, weil mir dann viel Zeit mit Suchen erspart bliebe. Freunde von uns haben ihre Katze mit einem GPS-Gerät gechipt, weil sie wissen wollten, wo die sich so rumtreibt und welche Kreise sie um das Haus zieht. Kann man machen.

Aber warum um Himmels willen sollte ich mein Kind mit einem metergenauen Ortungsgerät ausstatten? Also mir sind meine beiden noch nie verloren gegangen – Okay, ganz kurz mal der Kleine auf dem Weihnachtsmarkt, aber das ist schon viele Jahre her und er ist ja dann auch ganz schnell wieder aufgetaucht. Zudem: Wenn weg, dann weg. Ist doch auch mal schön, oder nicht?
Offenbar ist die Meinung diesbezüglich geteilt. Denn der Markt für GPS-Tracker wächst und das Angebot ist riesig. Es gibt „Tracker“ als Anhänger für den Hals oder den Schulranzen, als Uhr, als Schuheinlage oder als Chip für die Bekleidung. Auch in einem Kinderhandy kann eine Tracking-App installiert werden. Der Tracker ließe sich sogar unter die Haut tätowieren, was ich wirklich krass finde. Aber muss ja jeder selbst entscheiden. Ich sehe das so: Irgendwann müssen wir unsere Kinder eben ziehen lassen und der Radius wird mit den Jahren immer größer und größer. Sollten wir ihnen statt eines Trackers dabei nicht vielmehr einfach nur das gute Gefühl mitgeben, dass wir ihnen vertrauen? Und sie in die Arme schließen, wenn sie wieder zurückkommen.

Viele Grüße

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