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Warum Praktika lehrreich sind

Von Eva Fauth

Gerade hat mein Sohn seinen Bericht über sein Schülerpraktikum fertiggemacht. Und ich dachte: Darin stehen so viele Sachen nicht, über die wir zuhause diskutiert haben – drum schreib ich das hier mal auf.
Zunächst mal: Dass zu Schulzeiten Praktika gemacht werden, ist unstrittig eine gute Sache. Mal raus aus dem Klassenzimmer, rein in die Arbeitswelt – das ist in vielerlei Hinsicht lehrreich.

Lektion eins: Arbeiten ist nicht „chillig“. Teenager empfinden Schule gerne als Stress, Zumutung oder gar völlig überflüssig. Wenn ich im Homeoffice bin, höre ich mir schon mal an: „Du hast es gut, du bist zuhause.“ Wenn ich erkläre, dass ich nicht den ganzen Tag zocke oder YouTube gucke, dringt das vermutlich nicht durch. Für sie sieht es aus, als wäre arbeiten gemütlich. Woraus sie folgern: Praktikum ist in jedem Fall besser als Schule.
Am ersten Tag hat mein Sechzehnjähriger dann seinen „Dienstplan“ bekommen: 8 bis 12 Uhr, zwei Stunden Pause, weiter von 14 bis 17 Uhr. Plus hin- und zurückfahren. Danach Fußballtraining – am dritten Tag war er schlagskaputt. Weil ein Arbeitstag eben lang ist, und man Dinge tun muss, die vielleicht weniger Spaß machen als Schule. Ganz abgesehen davon, dass man in den Pausen nicht mit seinen Kumpels quatschen kann oder mal eine Freistunde hat.

Lektion zwei: Ohne Vitamin B geht’s meist nicht. Auch wenn es alle gut und wichtig finden – einen Praktikumsplatz zu finden, ist nicht leicht, viele Firmen nehmen erst gar keine Schüler. Trotzdem ist es gut, dass geübt wird, Bewerbungen zu schreiben, die nicht nullachtfünfzehn klingen. Zuhause haben wir über Stärken und Schwächen diskutiert und die Frage, warum man ChatGBT auf keinen Fall alleine das Bewerben überlassen sollte. Das hatte in jedem Fall einen Lerneffekt.
Auch die Eltern sind in dieser Zeit sehr fleißig und überlegen, wo Freunde und Bekannte arbeiten und wo man seine Beziehungen spielen lassen könnte. Aus meiner Sicht ist das völlig okay, weil Schülerbewerbungen schnell aussortiert werden. Und es hat oft den Vorteil, dass es dann auch jemanden gibt, der schaut, dass der Praktikant eingebunden wird.

Lektion drei: Das will ich nicht immer machen. Mein Sohn konnte sein Praktikum in der Physiotherapie machen. Umgeben von Trainingsgeräten wie im Fitnessstudio und Jogginghosen als Dienstkleidung, das passt. Und Leute (wieder) fit machen klingt für ihn nach einer guten Aufgabe. So ist das auch nach zwei Wochen noch, aber er weiß jetzt: Das ist nicht der Job, den er mal machen will. Er hat einiges gelernt, aber auch gemerkt, dass sich viele Tätigkeiten wiederholen. Auf die Frage „Und was hast du heute gemacht?“ kam schnell die Antwort: „Das gleiche wie gestern.“ So ist das im Berufsleben wohl. Umso wichtiger ist, dass man sich für etwas entscheidet, was man richtig gerne macht und in dem man richtig gut sein kann und will. Um das herauszufinden, können es gerne mehr Praktika sein.

Herzliche Grüße

Eva Fauth