// lieferbeginn readonly Skip to main content

Vorlesen ist Liebe!

Von Kerstin Petry

Portrait Kerstin Petry

Kürzlich ist eine neue Studie zum Vorlesen erschienen, die sicher so manchem schlechten Eltern-Gewissen ordentlich Aufschwung verliehen hat. Denn die Umfrage hat ergeben: Es wird immer seltener und viel zu wenig vorgelesen in deutschen Familien. Das, so die düstere Prophezeiung, soll schlimme Folgen für die Kinder haben. Von fehlender Bildung und schlechteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt ist da die Rede. Solche Horrorszenarien führen dann sicher dazu, dass einige Mütter und Väter doch zum Buch greifen. Man tut ja schließlich alles dafür, sein Kind zu fördern. Allerdings gibt es meiner Meinung nach kaum etwas Schlimmeres als Eltern, die rein aus Angst vor verpassten Zukunftschancen lustlos Gute-Nacht-Geschichten runterrattern. Wenn doch irgendetwas eine gewisse Leidenschaft, Motivation und Liebe braucht, um begeistern zu können, dann das Vorlesen.
Deshalb versuche ich als Bücher- und Vorlesenärrin es mal mit einer anderen Art der Motivation und erzähle von meinen Erfahrungen mit dem Vorlesen und den möglichen positiven Folgen auch für die Eltern. Bei uns läuft es nämlich so: Wenn meine Kinder ins Bett sollen, fällt ihnen meistens noch etwas ganz Wichtiges ein. Dass sie Durst haben zum Beispiel oder die fast verheilte Wunde doch noch mal ein Pflaster braucht. Übersetzt heißt das: „Du warst den ganzen Tag unterwegs, bitte schenk mir JETZT Aufmerksamkeit!“ Ich allerdings habe keine Lust, abends noch für 1000 Kleinigkeiten durchs Haus zu rennen. Denn eigentlich bin ich nach einem prall gefüllten Tag abends reif fürs Sofa. Bevor ich also die flitzende Wunscherfüllerin spiele, drücke ich lieber die innere Pausetaste, schnappe mir ein Buch und die Kinder, und wir kuscheln uns gemeinsam auf die Couch. Beim Vorlesen wird dann der Alltag eine Zeitlang vom Sofarand geschubst und wir fliehen in andere Welten, die Durst und Schmerzen vergessen lassen und den Aufmerksamkeits-Akku schnell wieder aufladen.
Genau dieses gemeinsame Erleben und die Nähe, die damit wie von selbst aufkommt, sollten die eigentliche Motivation fürs Vorlesen sein. Probiere es doch mal aus und ich verspreche dir: Nach einer intensiven Vorleserunde gehen deine Kinder ganz ohne Nörgeleien oder weitere Wünsche zu Bett und du hast Zeit für dich.

Es grüßt dich herzlich vom Sofa
Kerstin Petry.