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„Räum doch mal auf!“ „Wieso?“

Von Eva Fauth

Wenn meine Mutter sich an meine Teenie-Zeit erinnert, erzählt sie immer gerne vom Chaos, das in meinem Zimmer geherrscht hat. Wie sie vergeblich versucht habe, mich zum Aufräumen zu bewegen. Und als sie sich dann selbst erbarmt hat, ich sie sofort gebremst hätte mit dem Satz: „Bring mir bloß nicht meine Unordnung durcheinander!“  Ganz ehrlich: Ich kann mich daran nullkommanull erinnern. Die Wahrheit ist wohl: Es war mir damals schlicht und einfach egal, was meine Mutter gesagt hat, die Ohren waren scheinbar auf Durchzug gestellt.

Wenn ich heute in das Zimmer meines Sohnes gehe, er ist 17, stehe ich regelmäßig mitten im Chaos. Da türmen sich Berge von Klamotten, Schubladen sind durchwühlt, als hätten Einbrecher etwas darin gesucht, Teller stapeln sich, Schulsachen sind kreuz und quer verteilt, halb ausgetrunkene Wasserflaschen liegen so zahlreich herum, als hätte hier ein Halbmarathon stattgefunden. Auch wenn ich diesen Anblick längst gewohnt sein sollte, bekomme ich regelmäßig Schnapp-Atmung. Meine Aufforderungen, ihn zum Aufräumen zu bewegen, verhallen so ungehört wie wohl die meiner Mutter früher. Weshalb ich, wenn ich den Anblick einfach nicht mehr ertragen kann, selbst aufräume. Nur, um wenig später wieder ins selbe Chaos zu blicken. Was also tun?

Wieder meine Mutter: „Lass ihn einfach mal in dem Chaos sitzen!“ Gesagt, getan. Es fiel mir schwer. Ich habe versucht, die Augen zuzumachen und mir zu verkneifen, die mit Essensresten übersäten Teller doch einzusammeln und wenigstens die Socken in die Wäsche zu tun. Nach ein paar Tagen habe ich es nicht mehr ausgehalten – ich habe aufgeräumt. Ob es mein Sohn gemerkt hat? Keine Ahnung. Aber es hat ihn vorher ja auch nicht gestört.

Dann kam die erste Freundin. Das wusste ich, bevor ich sie kennengelernt habe. Eines Tages hörte ich meinen Sohn durchs Zimmer wirbeln – und als dann auch noch der Staubsauger zum Einsatz kam, war klar: Es ist etwas passiert. Das Zimmer war picobello aufgeräumt, als die Freundin kam. Und ich dachte mir: Dann ist ja noch Hoffnung!

Heute ist es bei mir meist recht aufgeräumt. Und ich weiß noch genau, wann mir das wichtig wurde: Als ich zum Studium mit zwei Freundinnen in eine WG gezogen bin. Da sah es oft so chaotisch aus, dass es wohl auch mir zu viel wurde. Und aufgeräumt hat für mich da keiner mehr. Seitdem sehe ich das hier zuhause lockerer. Ich freue mich ja, dass mein Sohn hier wohnt – und dann räum ich halt ab und zu auf, wenn es mir zu viel wird. Dass er es selbst kann, hat er mir ja schon bewiesen!

 

Grüße aus dem Teenie-Chaos,