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Verstehen Sie Ihre Kinder?

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

Kennen Sie schon das gerade erst neu gewählte Jugendwort des Jahres? Es lautet „Goofy“ und bezeichnet in Anlehnung an die Walt-Disney-Zeichentrickfigur eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise. Bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags setzte sich „Goofy“ mit rund 39 Prozent der Stimmen unter den drei Top-Begriffen durch. Ich war zugegebenermaßen sehr verwundert, denn ich kenne Goofy nur aus den Micky-Maus-Taschenbüchern, nicht jedoch als verbale Verballhornung.

Auf den Plätzen 2 und 3 folgen „Side eye“ und „NPC“. Mit „Side eye“ ist ein skeptischer Blick gegenüber einer Person oder Situation gemeint, „NPC“ steht für „Non-player-character“, also die Bezeichnung für eine unwichtige Person, die nur passiv wahrnimmt, was um sie herum passiert. Aha. Was ist denn jetzt hier los? Ich krieg die Krise! Können die nicht mehr vernünftig reden, die Jungen? Ist der Verfall der deutschen Sprache vorprogrammiert? Ich denke nicht. Es ist doch so: Jugendsprache wandelt sich von Jahr zu Jahr. Die Jugendlichen wollen sich von den Erwachsenen abgrenzen und gehen dabei eben, nun ja, kreativ mit der Sprache um.

Auch wenn unsere Kinder das nicht für möglich halten (und wir das manchmal selbst gerne vergessen): Wir waren auch mal jung. Und wir hatten auch coole Wörter, jawoll! In den 80er-Jahren war „Alles Roger in Kambodscha“! Wir haben „Keinen Bock“ erfunden! Dinge waren wahlweise oberaffengeil, affentittengeil oder hyperaffengeil. Und manchmal auch einfach nur dufte, flott oder astrein. Alles noch fit im Schritt? Dann mach ich mal weiter: Hat man etwas nicht gerafft, war man verstrahlt, und wir waren uns nicht zu schade für waghalsige Wortspiele, ich sag nur: „Stück mal ein Rück“ oder „Mach dich vom Acker!“

Keine Sorge, es geht mir gut. Ich hatte nur einen kleinen nostalgischen Anflug, der auch schon wieder vorüber ist. Denn seien wir doch einmal ehrlich: Auch wenn sich einzelne Begriffe im Sprachgebrauch etabliert haben, so wirken viele rückblickend einfach peinlich – eben „cringe“, wie mein Sohn heute sagen würde. Und das ist auch gut so, alles hat seine Zeit. Soll die Jugend doch reden, wie sie will, wir müssen nicht immer alles verstehen. Aber jetzt muss ich Schluss machen, sonst höre ich gleich ein genervtes „Sheesh“ (das bedeutet im weitesten Sinne „Meine Güte“)…

Mit besten Grüßen

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