// lieferbeginn readonly Skip to main content

Verlieren lernen – kein Kinderspiel

Von Kerstin Petry

Portrait Kerstin Petry

Ich liebe Gesellschaftsspiele, und Spieleabende mit Freunden waren früher ein wesentlicher Bestandteil meiner Freizeitgestaltung. Entsprechend habe ich mich darauf gefreut, mit meinen Kindern die ersten Brettspiele zu spielen, musste aber schnell feststellen: Der Weg hin zu entspannten Spielenachmittagen ist ein steiniger. Im wahrsten Sinne des Wortes ist der Weg gepflastert mit Spielsteinen, die vor Wut quer durch die Bude gepfeffert wurden – zumindest, wenn man ein ehrgeiziges Kind hat, das in Sachen Frustrationstoleranz noch am Anfang seiner Lernkurve steht. Zum Glück sind wir mittlerweile angekommen im Brettspielehimmel. Hier gibt es immer öfter Spielzeiten, die richtig Spaß machen. Und mit diesen Tricks hat es geklappt:

1. Gewinnen lassen: Anfangs habe ich meine Kinder oft gewinnen lassen. Immer wenn ich gemerkt habe, dass ihr Blick glasig und verbissen wurde und der süße kleine Kopf eine seltsam rote Farbe annahm, habe ich, huch, die falsche Memory-Karte aufgedeckt. Mittlerweile sind meine Kinder übrigens so groß, dass ich meinen eigenen Ehrgeiz wieder vollumfänglich zum Einsatz bringen kann und das ganz ohne Tränen. Naja, ganz vielleicht weine ich manchmal ein kleines bisschen.

2. Gratulation: Wir haben irgendwann eingeführt, dass die Verlierer dem Gewinner ganz großzügig zum Sieg gratulieren müssen. Das ist erstaunlich erfolgreich – warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber das Gratulieren neutralisiert ein Stück weit den Frust darüber, verloren zu haben.

3. Kooperative Spiele wählen: Es gibt ganz tolle Spiele, bei denen man nicht gegeneinander spielt, sondern nur gemeinsam gewinnen kann. Unser liebstes Kooperationsspiel ist Zombie Kids, bei dem man gemeinsam böse (aber auch sehr lustige) Zombies vom Schulhof vertreiben muss. Das Spiel hat einen weiteren Vorteil: Die Regeln bauen sich langsam auf. Es wird also Schritt für Schritt immer komplexer.

4. Nicht aufgeben: Das ist wohl die wichtigste Regel. Frustrationstoleranz will trainiert werden und das möglichst mit Humor. Keine leichte Aufgabe, wenn das Kind tobt und schreit, aber es lohnt sich, Spiele immer und immer wieder auszupacken. Deshalb: Immer schön die Spielsteine, die im Frust geflogen sind, wieder aufsammeln und weitermachen.

Spielerische Grüße