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Sprachförderung mit „Pälzisch“

Von Eva Fauth

Gerade hatten wir wieder ein Familientreffen in meiner Heimat, der schönen Südpfalz. Aus einem kleinen Ort nahe der französischen Grenze kommt meine ganze Familie, und ich habe dort gelebt, bis ich zehn Jahre alt war. Ich bin aufgewachsen mit dem typischen Sprachsingsang der Südpfälzer, in den sich gerne noch einige französische Wörter einschmuggeln. Wenn ich heute ein Stück vom Tisch entfernt stehe, an dem sich die Familie versammelt hat, und den Gesprächen lausche, fühle ich mich zu Hause. Da wird  „pälzisch geredd“, auf Hochdeutsch von neuen Familienmitgliedern geantwortet, mit fröhlichem „Ajooh“ zugestimmt. Es geht lautstark und lustig zu – typisch pfälzisch halt. Sprache ist für mich ein Stück Heimat.

Ob der Dialekt nun schön klingt oder schrecklich, das ist bekanntlich Geschmackssache. Und ich bin fern davon, mich dafür zu schämen, weil andere meinen, es klingt furchtbar, so zu reden. Das war, ehrlich gesagt, nicht immer so. Als wir aus der Pfalz weggezogen sind, habe ich mich erst schwer getan. Plötzlich wurde Hochdeutsch gesprochen, in der Schule war ich die erste Zeit ziemlich unsicher und still – glücklicherweise hat sich das schnell gelegt. Peinlich war mir dann eine Weile, wenn Freunde zu Besuch waren und ich mit meinen Eltern weiter Pfälzisch gesprochen habe. Einmal haben wir den Versuch gestartet, zu Hause auch Hochdeutsch zu reden: Es ist nach gefühlt zehn Sätzen gescheitert und endete in schallendem Gelächter. Mit meinen Eltern so zu sprechen, klingt für mich einfach wie eine Fremdsprache.

So haben sich alle meine Freund*innen und später auch Arbeitskolleg*innen daran gewöhnt, dass munter hin und her gewechselt wird zwischen diesen beiden „Sprachen“. Und so haben wir das von Anfang an dann auch mit den Kindern gehandhabt. Auch ihr Vater war bis dahin längst zweisprachig, also alles kein Problem. Ab und zu fragen die Jungs bis heute nach, wenn sie eine pfälzische Vokabel noch nie gehört haben, dann wird übersetzt und weiter gebabbelt.

Mit dem Dialekt verhält es sich übrigens nicht anders wie mit anderen Sprachen, zum Beispiel, wenn Kinder mit Französisch oder Englisch und Deutsch aufwachsen – sie lernen beides, ganz nebenbei. Das bestätigen auch Sprachforscher. Sie sagen, Kinder die mit Dialekt groß werden, haben einen größeren Wortschatz, kennen mehrere Begriffe für ein und dasselbe und tun sich beim Erlernen einer Fremdsprache leichter. „Allagut“, alles richtig gemacht.

Zum Glück sind wir aus der Pfalz ja auch „nur“ nach Rheinhessen gezogen, in eine Region, die fern von reinem Hochdeutsch ist. Wenn mir ein fröhliches „Morsche“ entgegen geschmettert wird, sind das vertraute Klänge. Rhoihessisch spreche ich zwar nicht, aber dank meiner von Kindheit an trainierten Zweisprachigkeitverstehe ich „die Leit“ trotzdem.

 

Alladann,

Eva Fauth