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Kochen mit YouTube

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

Mama, ich mach mir schnell ne Guacamole! Ich vermute, es gibt nicht viele Neunjährige, die diesen Satz schon einmal gesagt haben. Mein Sohn gehört dazu und tatsächlich ist seine erste Avocado-Creme schon eine ganze Weile her. Inzwischen sind wir eine Stufe weiter – er schnippelt und brutzelt mehrmals die Woche, was halt so im Kühlschrank ist. Meist ein Gemisch aus Eiern und/oder Gemüse, gerne mit Käse überbacken.

Ich denke, das Interesse am Kochen wird einem in die Wiege gelegt. Das Kind hat Lust darauf oder eben nicht. Man kann nur eines dafür tun – es vorbehaltlos unterstützen. Das heißt: Stets genügend Eier bereit halten (damit kann man sooo viel machen!), ausprobieren lassen (Schatz, keine Ahnung, wie die Gurke angebraten schmeckt…) und vor allem – geduldig dafür sorgen, dass das Chaos, das dabei eventuell entsteht, auch wieder beseitigt wird (ausreichend Zeit dafür einplanen!).

Was die Sache in letzter Zeit zusätzlich befeuert, sind YouTube-Shorts, die mein Sohn sehr gerne konsumiert. In vielen dieser Clips wird nämlich gezeigt, dass Kochen beileibe kein Hexenwerk ist. Nun ist es natürlich nicht so, dass ein Abendessen in 60 Sekunden zubereitet ist – schön wär’s. Das musste Sohnemann dann auch recht schnell feststellen. Aber dass da hippe Jungs (interessanterweise sind es tatsächlich überwiegend junge Männer) eifrig vor der Kamera rumrühren, finde ich eine gute Sache. Es fördert die Kreativität, man lernt einiges über Zutaten und Zubereitungsarten, und es wird kommuniziert, dass Selberkochen Spaß macht und vor allem auch gesünder ist. Ich zitiere an dieser Stelle gerne ‚Can Der Koch‘ bei der Zubereitung von cremiger Garnelen-Pasta auf seinem YouTube-Kanal: „Als ich früher nach zehn Stunden im Büro und zwei Stunden im Stau abends von der Arbeit nach Hause kam, hatte ich einfach nur noch Hunger. Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, in der Küche schnell etwas Leckeres zu kochen.“ Wenn das nicht zu Höchstleistungen in der Küche motiviert, weiß ich auch nicht.

Tatsächlich ist die Lust am Kochen offenbar ansteckend: Diese Woche hat mein Sohn gemeinsam mit einem Freund Spiegelei im Toast gebraten. Dafür einen großen Kreis aus dem Toast ausstechen, den Toast in Butter in der Pfanne anbraten und ins Loch das Spiegelei geben; den Toastkreis gibt’s geröstet dazu. Am nächsten Abend schickte mir die Mutter des Freundes kopfschüttelnd ein Foto von ihrem Sohn am Herd. Und da soll noch einer sagen, YouTube gucken wäre nur Unsinn…

Es grüßt Sie ganz herzlich

Nicole Hauger