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Serien schauen verbindet

Von Kerstin Petry

Portrait Kerstin Petry

Wenn die Kinder Richtung Pubertät gehen, ändert sich vieles. Zum Beispiel werden Eltern dann schnell mal peinlich. Nie werde ich den ersten  „Was willst du denn bitte hier?“-Blick vergessen bei einem unerwarteten Auftauchen meinerseits auf dem Schulhof. Auch schwierig: gemeinsame Gesprächsthemen. Alle Versuche der interessierten Gesprächseinleitung – und sei das Thema noch so komplex – werden gerade mit einem genuschelten Einwortsatz beantwortet.
Trotz aller Widrigkeiten gibt es aber etwas, bei dem mein Sohn und ich voll auf einer Wellenlänge liegen. Und das ist unser Film- und Seriengeschmack. Das ist vielleicht gesellschaftlich nicht so anerkannt, aber beim Glotzen sind wir beide ein Team. Die letzte Serie, die wir zusammen geschaut und geliebt haben, war „Wednesday“ von Tim Burton. Sie handelt von der ziemlich freakigen, aber auch steincoolen Wednesday, der Tochter der Addams Family, einer Familie von Killern, Vampiren und eiskalten Händchen. Wir haben uns gemeinsam gegruselt, viel gelacht und ein bisschen Verschwörung war auch dabei. Denn die Serie gehörte sozusagen nur uns beiden. Für die kleine Schwester war „Wednesday“ tabu, denn sie ist ja noch viiiel zu jung. Um die Folgen ohne sie schauen zu können, haben wir ihre Sporttermine abgepasst. Immer donnerstags, wenn sie unterwegs war, gingen im Hause Petry die Rollläden runter, das Popcorn wurde rausgeholt und wir haben eine neue Folge geschaut. Das war schön und verbindend. Denn es blieb nicht beim Schauen. Tatsächlich haben wir danach gemeinsam Dancemoves einstudiert, superviel über einzelne Szenen philosophiert, Hintergrundwissen gesammelt und immer wieder hauen wir verschwörerisch Wednesday-Sprüche raus, die dann nur wir beide verstehen. Und dann der Soundtrack! Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Sohn ohne Wednesdays Hilfe zu einem Fan der Rolling Stones, Metallica oder Edith Piaf hätte machen können. Danke dafür! Als nächstes stehen die Filmklassiker von Tim Burton auf unserer To glotz-Liste und ich freue mich schon darauf. Vielleicht hat meine Tochter ja Lust auf einen weiteren Sportkurs?

Cineastische Grüße sendet

Kerstin Petry