
Kinder müssen draußen bleiben? In der Redaktion gibt es verschiedene Meinungen zum Adults-only-Trend
PRO
Jede Familie kennt vermutlich mindestens eine Situation, in der sie seltsam angeschaut wurde, man sich weggedreht, verstohlene Worte gewechselt oder sogar laut etwas gesagt hat und sie das Gefühl hatte: Unsere Kinder stören hier. Und in meiner Erfahrung sind das keine Situationen, in denen Kinder über Tische und Bänke gehen, sich im Restaurant gegenseitig mit Spaghetti bewerfen oder sich wegen eines zu kleinen Eises auf den Fußboden werfen. Sondern es sind ganz normale Dinge, wie ein Säugling, der weint (wir wurden dafür auf der Außenterrasse eines Wanderlokals im Schwarzwald tatsächlich einmal mit einem „Klappe halten“ bedacht), oder ein Kleinkind, das sein tolles Erlebnis ein bisschen lauter schildert, als es ein Erwachsener vielleicht tun würde.
Wen solche Dinge belästigen, der lässt sich auch durch mehr kinderfreundliche Ecken in Restaurants nicht beeindrucken, die vermeintlich das Miteinander von Familien und Kinderlosen fördern sollen.
Und man kann die ganze Sache auch umgekehrt betrachten: Ich fahre ja auch mit meinen Kindern in ein Familienhotel, wo ich weiß, es gibt Angebote extra für sie, wir sind dort unter anderen Familien und sie können sich den ganzen Tag überall so bewegen und „benehmen“, wie Kinder es eben tun. Warum sollte dann nicht jemand, dessen Bedürfnis es ist, seinen Urlaub in einem ruhigen, kinderlosen Umfeld zu verbringen, das gleiche Privileg genießen?
Wer weiß, vielleicht führt das ja dazu, dass er oder sie einen erholsameren Urlaub hatte und meinen Kindern beim nächsten Zusammentreffen auf der Schwarzwaldterrasse gelassener begegnen kann.
CONTRA
Das Gefühl unerwünscht zu sein, begleitet Familien mit kleinen Kindern in Deutschland an ziemlich vielen Orten. Denn familienunfreundlich zu sein, klappt auch ohne explizites „Kinder müssen draußen bleiben“-Label ganz gut. Fehlende Kinderstühle, Kinderspielecken oder genervte Blicke von Bedienungen und Gästen sorgen zuverlässig dafür, dass Familien manche Orte meiden. Wir waren in Restaurants früher beladen mit Stiften, Spielen und Co., um die Kinder zu beschäftigen und auch ja niemanden zu stören.
Nicht falsch verstehen: Ich kann schon nachvollziehen, warum man Kinderlärm und -gewusel verbannen möchte. In Ruhe zu essen oder zu urlauben, ist etwas Schönes. Und es gibt wohl niemanden, der größere Sehnsucht nach ungestörten Momenten hat als Eltern von kleinen Kindern. Trotzdem finde ich, dass der Trend, Familien vom kinderlosen Rest der Gesellschaft fernzuhalten und explizit den Aufenthalt von Kindern zu verbieten, in die falsche Richtung geht. In Familienhotels sind kinderlose Erwachsene ja auch nicht verboten. Der Adults-only-Trend befeuert meiner Meinung nach nur Generationenkonflikte und typische Vorurteile zu den viel beschworenen schlimmen „Kindern von heute“.
Mein Vorschlag: Mehr Restaurants und Hotels, die sich auf die Bedürfnisse von Kindern einstellen. Familien signalisieren, dass sie dazugehören und willkommen sind: „Toleranz only“ – das wäre doch mal ein Trend. Ich fordere deshalb eine kunterbunte Spielecken-Pflicht für jedes Restaurant statt „Kinder müssen draußen bleiben“-Schilder.