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„Mama, das schmeckt mir nicht!“

Von Nina Jakobs

Portrait Nina Jakobs

Wenn uns im Laufe unseres Elternseins ein Thema schon häufig an den Rand der Verzweiflung gebracht hat, dann ist es auf jeden Fall das Thema Essen. Auch hier ist es wie bei so vielen Dingen: Man weiß es natürlich vorher, man hat davon gehört und kennt es aus der eigenen Kindheit, Kinder essen sehr ausgewählt, sie lehnen Gemüse ab und bevorzugen Schokolade, soweit klar. Aber wie anstrengend das zuweilen sein kann, wie fassungslos man am Tisch sitzt, wenn exakt das gleiche Essen am einen Tag das beste der Welt ist und am anderen absolut nicht essbar – das weiß man eben doch erst, wenn man es wirklich mitmacht.
Ich sage aber bewusst, hat (!) uns zur Verzweiflung gebracht, denn wir haben beide, mein Mann und ich, an unserer Resilienz bei diesem Thema gearbeitet und inzwischen ein paar Strategien gefunden, wie wir die Fassungslosigkeit zwar noch spüren, aber zumindest nicht mehr zum dominierenden Gefühl werden lassen. Natürlich gelingt es uns an manchen Tagen besser und an anderen schlechter, ein „Eigentlich schmeckt mir das nicht“ in ein weiterhin gelungenes Familienabendessen zu integrieren.
Denn es ist doch so: Wenn man wirklich nur mit fünf Obst- und Gemüseportionen täglich gesund großwerden könnte, dann wäre bis heute kein einziger gesunder Erwachsener dabei herausgekommen. Natürlich wird auch bei uns ein „Das schmeckt mir nicht“ nicht mit Gummibärchen statt Abendessen belohnt, aber es gibt ja zum Glück auch noch andere Alternativen.
Schritt eins war für uns also zu akzeptieren: Ich will zwar, dass mein Kind sich grundsätzlich gesund ernährt, ich sollte dafür aber das große Ganze im Blick behalten und mich nicht auf das eine Essen versteifen, bei dem vielleicht gerade alle gesunden Sachen aussortiert werden. Schritt zwei – und das war ein entscheidender: Ich orientiere mich beim Kochen nicht mehr an den ohnehin ständig wechselnden Vorlieben der Kinder. Ich koche auch, was mir schmeckt und die Kinder können sich die Komponente davon nehmen, die sie für essbar halten. Denn sonst kann es passieren, dass ich am Ende mit der „langweiligen Kindersoße“ dasitze, wie es eine Kollegin einmal so schön formulierte, und die Kinder sie trotzdem nicht essen. Und wenn wirklich gar nichts schmeckt, gibt es immer noch Brot oder Müsli, das essen zum Glück beide gern.
Apropos beide: Seit zwei Kinder da sind, kann man es ohnehin niemandem mehr recht machen, denn jetzt gilt die Regel: Was dem einen schmeckt, isst der andere so gut wie sicher auf keinen Fall.
In diesem Sinne guten Appetit!
Nina Jakobs