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Nichts für schwache Nerven

Von Andrea Früauff

Sie hat es also tatsächlich geschafft: Unsere Tochter hat den Führerschein mit 17 bestanden! Und wir werden nun so oft wie möglich zum Begleiten „verhaftet“. Alle Fahrten zum Training, zu den Spielen am Wochenende, zum Shoppen in der nächstgelegenen Stadt, Abholen von der Schule, Besuch bei der Verwandtschaft – nebendran sitzen und nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sagen. Das ist die Herausforderung.
Sagt man nichts, weil man nicht ständig verbessern und warnen will, verpasst sie die Autobahnabfahrt: „Woher soll ich wissen, dass wir da abfahren müssen?“ Ja, woher eigentlich? Als Beifahrerin hat sie sich für den Weg nie interessiert. Fahren wir halt einen Umweg und kommen eine halbe Stunde zu spät. Was soll’s. Sagt man zu viel, zum Beispiel „Du könntest mal in den fünften Gang schalten“, bekommt man die Antwort: „Das weiß ich doch, musst du mir nicht ständig sagen…“

Also am besten „Klappe halten“ und wirklich nur im Notfall eingreifen. Aber ist das Anfahren an einer leichten Steigung schon ein Notfall? Wie man die Handbremse benutzt, um das Auto nach einem Stopp am Berg wieder in Gang zu setzen, wurde in der Fahrschule offensichtlich nicht mehr gelehrt. „Mein Fahrschulauto hat das automatisch gemacht, da musste ich nicht mit dem Fuß auf der Bremse bleiben “, bekomme ich erklärt.
Aha! Nur schade, dass mein Auto, Baujahr 2015 und damit bei weitem noch kein Oldtimer, das eben nicht kann. Und jetzt? Wir stehen an einer leichten Steigung hinter einem geparkten Auto, weil Gegenverkehr kam, und müssen da jetzt raus, ohne den Motor abzuwürgen. Sage ich was oder sage ich nichts? Ich sage nichts. Erster Versuch: gescheitert. Zweiter Versuch: auch nichts. Die Nervosität steigt. Also bediene ich die Handbremse vom Beifahrersitz aus mit links und Töchterlein übernimmt die Pedale und das Anfahren. Puh, geschafft! Aber bei nächster Gelegenheit üben wir das noch mal in einer Seitenstraße mit wenig Verkehr.

Auch wenn das Begleiten nichts für schwache Nerven ist, ich ziemlich oft tief durchatmen und in Gedanken „Ommm“ sagen muss und meine feuchten Hände Abdrücke am Haltegriff der Tür hinterlassen – irgendwie ist es ja auch ganz tröstlich, dabei zu sein, wenn das eigene Kind in eine brenzlige Situation kommt und man hilfreich sein kann, damit es nicht zum Unfall kommt. Trotzdem bin ich froh, wenn sie im Sommer ihren 18. Geburtstag feiert und allein Auto fährt.

Gute Fahrt wünscht

Andrea Früauff