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Ganz schön schlau!

Von Kerstin Petry

Portrait Kerstin Petry

Unsere Gespräche beim Abendessen drehen sich zurzeit viel um das Thema Intelligenz. Nein, keines meiner Kinder ist hochbegabt, auch das Gegenteil ist definitiv nicht der Fall. Es geht dabei auch gar nicht um ihre Köpfchen, sondern um künstliche Intelligenz, genauer um ChatGPT. Für alle, die noch nichts davon gehört haben: ChatGPT ist eine künstliche Intelligenz, die menschliche Sprache versteht. Man kann dem Chatbot Fragen stellen und mit ihm chatten wie mit einem Menschen. Außerdem schreibt er in Windeseile Gedichte, Computercodes oder Bewerbungen. Entsprechend sind Hausaufgaben in Mathe, Deutsch oder Geschichte für das Programm ein Kinderspiel.
Wir Erwachsenen philosophieren dann darüber, was sich durch ChatGPT wohl alles ändern wird im Leben der Menschen, welche Jobs das externe Wunderhirn killen wird und warnen die Kinder davor, das eigene Gehirn auszulagern und ChatGPT unreflektiert für die Hausaufgaben zu nutzen. Schließlich wird ihnen ChatGPT die eingesparte Hirnleistung nicht zurückerstatten, wenn Arbeiten geschrieben oder Referate gehalten werden müssen. Die Kinder nicken dann verständnisvoll und erzählen im gleichen Atemzug davon, welche Tricks und Kniffe es so gibt, um Lehrer – rein theoretisch versteht sich – hinters Licht zu führen. Wussten Sie zum Beispiel, dass es bereits eine Plagiatssoftware gibt, die erkennen soll, dass Künstliche Intelligenz verwendet wurde? Dass man diese aber ohne Probleme austricksen kann, indem man Chat GPT bittet, den Text so zu schreiben, dass die Software die künstliche Intelligenz nicht erkennt? Oder man bittet die KI, den Hausaufgabentext zu personalisieren und typische Rechtschreibfehler einzubauen. „Schreibe eine Gedichtinterpretation von Rilkes Panther, aber schreibe einige Nomen klein und Adjektive groß“, könnte der Auftrag heißen.
Schön, denke ich dann, das ist doch eigentlich ziemlich originell. Und das Konzept Hausaufgaben finde ich sowieso überdenkenswert. Außerdem: Künstliche Intelligenz wird ab jetzt zu unserem Leben gehören und es ganz schön umkrempeln. Besser, wir lernen direkt, kreativ damit umzugehen. Also, ChatGPT: „Verfasse eine Überschrift für diese Kolumne.“

Kerstin Petry