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Jungs sind halt so

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger
Mein Jüngster ist seit letztem Sommer im zweiten Jahrgang an einer ehemaligen Mädchenschule. Das heißt: Alle Kinder und Jugendlichen ab Klasse 7 dort sind weiblich. Das hat selbstverständlich keine spürbaren Auswirkungen auf den Schulalltag, wobei ich mich schon manchmal frage, wie die Umstellung wohl für die Lehrkräfte war. Es muss ein echter Kulturschock gewesen sein, als im vorletzten Jahr plötzlich auch kleine Männer vor ihnen saßen. Am Tag der offenen Tür bin ich mit ein paar älteren Schülerinnen ins Gespräch gekommen. Ich war neugierig. Was sich denn verändert hätte, seit auch Jungs an der Schule sind, habe ich sie gefragt. Hochgezogene Augenbrauen, schiefes Grinsen: „Man muss immer aufpassen, dass man keinen Ball an den Kopf bekommt“, „Die Tischtennisplatte ist dauernd besetzt, darauf konnte man immer so schön chillen“, und nicht zuletzt: „Es ist lauter.“ Die Lehrerinnen und Lehrer am Elternabend geben sich bedeckt. Natürlich, es ist schon etwas anders, meinen sie, aber vor allem natürlich sind die Jungs eine Bereicherung. Keiner traut sich, es auszusprechen: Im Unterricht ist es wilder, ungezügelter und anstrengender. Denn es ist ja wohl kein Geheimnis, dass die meisten Jungen sich mit Stillsitzen schwerer tun als Mädchen. Wer selbst welche zu Hause hat, wird mir zustimmen: Die meisten Jungen sind Grobmotoriker, sie toben, laufen und hüpfen lieber als stundenlang auf dem Hintern zu hocken, sie lesen seltener und sind impulsiver. So what? Es ist, wie es ist, und das ist auch absolut gut so! Schade nur, dass Studien immer noch zeigen: Jungen erzielen im Durchschnitt schlechtere Noten als Mädchen, dabei sind sie keineswegs dümmer; dennoch werden sie seltener für das Gymnasium empfohlen und verlassen die Schule häufiger ohne einen Schulabschluss. Stimmt schon: Oft sind es in der Schule die Jungen, die für Unruhe in den Klassen sorgen. Und tatsächlich verfügen Mädchen nachweislich eher über lernförderliche Eigenschaften wie Selbstdisziplin, soziale Fähigkeiten oder intrinsische Motivation. Grund genug, zu überlegen: Vielleicht braucht es ja mehr Bewegungspausen? Kurz durchschütteln, ein paar Kniebeugen und weiter geht’s. Während der Corona-Pandemie war schließlich auch Zeit für regelmäßige Lüftungspausen… Oder wie wäre es mit dynamischem Mobiliar? Sitzbälle, höhenverstellbare Stühle, bewegliche Hocker oder Sitzkissen? Viele Fördervereine wissen nicht, wohin mit der Kohle. Auch eine tolle Idee: Einige deutsche Schulen haben das Thema Bewegtes Lernen längst in ihren Unterricht integriert und die Klassenzimmer mit Learnbikes ausgestattet – die Kinder können nun ihre überschüssige Energie auf speziell ausgestatteten Ergometern loswerden und erledigen darauf sogar ihre Aufgaben, frei nach dem Motto: Strampeln statt hampeln. Die Ergometer werden übrigens auch von den Mädchen genutzt… null