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Ruhe auf der Rückbank, bitte!

Von Eva Fauth

Mein Sohn hat den Führerschein und sitzt stolz zum ersten Mal auf dem Fahrersitz. Und ich sitze daneben, weil er erst 17 ist und es noch ein paar Monate lang beim begleiteten Fahren mit mir aushalten muss. Oder ich mit ihm? Wird sich rausstellen.

Erst mal richtet er sich ein. Mein Auto ist nicht groß, ich auch nicht – weshalb zunächst der Sitz zurechtgeruckelt und die Spiegel eingestellt werden, bis die Startposition fast erreicht ist. „Mama, kann man das Lenkrad verstellen?“ Ich gucke ihn fragend an: „Woher soll ich das denn wissen?“ Er rollt die Augen.

Ein allzu bekannter Blick. Seit er in der Fahrschule war, stehe ich permanent auf dem Prüfstand. Ich werde über alle Schilder abgefragt und gerne darauf hingewiesen, wenn ich zu schnell fahre oder bei einer abknickenden Vorfahrt nicht blinke. Und ehrlich gesagt: Bei manchen Fahrschul-Themen bin ich auch echt überfragt. „Weißt du, wie man den Bremsweg berechnet?“ Jaja, da gibt‘s eine Formel, weiß ich aber nicht mehr. Ich sag: „Ich brems halt rechtzeitig.“ Mein Sohn: „Also, ich möchte echt mal wissen, wie du den Führerschein gekriegt hast!“

Er hat ihn. Und ehe es losgeht, stellt er klar, dass ich mir Kommentare beim Fahren verkneifen soll. Dann verbindet er sein Handy mit der Musikanlage, lautstark wummern die Bässe durchs Auto. Selbst wenn ich etwas sagen wollte, ich müsste schreien, damit er es überhaupt mitkriegt.

Und dann geht‘s endlich los. Ich muss sagen – ich hab‘s mir schlimmer vorgestellt. Ich hatte Sorge, dass er die Kurven kratzt, viel zu schnell fährt, nervös ist, wenn er sich in enge Parklücken quetschen muss. Aber weit gefehlt. Er fährt ganz entspannt, hält sich an jede Geschwindigkeitsbegrenzung, tappt nicht in die Rechts-vor-links-Falle und parkt sogar rückwärts ein (was ich immer noch vermeide, wenn ich kann).

Eine zweite Erkenntnis ist: Ich bin wesentlich weniger hysterisch als – von mir und meinem Sohn – befürchtet. Bei jeder Tour merke ich, dass er routinierter wird. Da wird schon etwas dran sein, wenn die Versicherungen sagen: Jugendliche, die begleitetes Fahren machen, verursachen 20__Prozent weniger Unfälle.

Ein bisschen schräg ist es schon, wenn ich dann auf den Rücksitz verbannt werde, weil er seine Kumpels nach der Schule nach Hause kutschiert, mit ihnen zum Fußballtraining oder am Wochenende auf eine Party fährt. Aber irgendwie ist das auch schön nach all den Jahren Mama-Taxi. Nun fahre ich Taxi. Nur das Ziel bestimmt immer noch mein Sohn.

Grüße von der Rückbank

Eva Fauth