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Generation „Boomer“

Von Andrea Früauff

Als Smartphones aufkamen, waren meine Söhne zum Glück schon fast erwachsen und selbst für ihren Umgang mit dem neuen Gerät verantwortlich. Bei unserer Tochter konnten wir – von ihr schwer beschimpft als Rabeneltern – den Kauf bis zur 7. Klasse hinauszögern.

In der 5.Klasse bekam sie aber ein Tastenhandy, weil sie eine Schule im Nachbarort besuchte und jeden Tag acht Kilometer mit dem Fahrrad unterwegs war. Der Akku ihres „alten Knochens“ hielt ewig, solange er nicht benutzt wurde. Und was soll ich sagen: Oft war sie die letzte Rettung für ihre Freundinnen mit den modernen Smartphones, die immer dann nicht funktionierten, wenn gerade der Reifen des Fahrrads platt war oder sonst eine Katastrophe passierte und die Mädchen abgeholt werden mussten.

Das ist jetzt fünf Jahre her. Und natürlich hängt sie wie alle Teenager heute ständig am Handy. Man könnte meinen, das Handy ist an ihrer Hand angewachsen. Es wird auch nie vergessen oder verlegt, im Gegensatz zum Haustürschlüssel, dem Geldbeutel oder dem Stift fürs Tablet. Anfangs musste sie ihr Smartphone abends immer bei uns im Wohnzimmer abgeben, bevor sie schlafen gegangen ist. Die Regel wurde nur am Wochenende oder in den Ferien aufgeweicht. Doch irgendwann hat sich die Praxis eingeschlichen, dass sie das Handy mit in ihr Zimmer nimmt. Das hat auch Vorteile. Wenn ich sie zum Essen rufe und mal wieder partout keine Antwort bekomme, schreibe ich eine Nachricht aufs Handy und schon ist sie da. Auch Termine klären wir oft übers Handy, dann hat sie es schriftlich und kann hinterher nicht sagen, dass sie nichts mitbekommen hat.

Nun haben wir erstmals ein Bahnticket nach München gebucht, ohne dass ich es zusätzlich ausgedruckt und ihr als Blatt Papier in die Hand gedrückt habe. Für mich ein ungutes Gefühl, aber sie meinte: „Mama, das klappt schon, ich habe es doch auf dem Handy“. Ich bin gespannt, aber wahrscheinlich läuft alles wie am Schnürchen und ich habe mir umsonst Sorgen gemacht. Ich kann nicht anders, so bin ich aufgewachsen und erzogen: „Nur was man Schwarz auf Weiß hat, zählt!“ Und wenn mein Sohn dann leicht spöttisch „Du bist halt ein echter Boomer“ sagt, komme ich mir vor wie ein ausgestorbener Dinosaurier. Aber ganz ehrlich: Irgendwie bin ich sogar ein bisschen stolz darauf.

Ein entspanntes Wochenende wünscht

Andrea Früauff