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Auf den letzten Drücker

Von Eva Fauth

Ein normaler Tag ist bei mir ziemlich ausgefüllt, mit Job und allem drumherum, was eben zu tun ist, wenn man mit zwei Teenagern in der Familie zusammenlebt. Weshalb ich abends gerne mal dem Lockruf der Couch folge, mir ein Buch schnappe… Und dann geht’s los! Um mich herum herrscht plötzlich hektische Betriebsamkeit. Türen schlagen, die Musik wird aufgedreht, der Kühlschrank inspiziert, mit Kumpels lautstark per Handy kommuniziert („Ey Digger…Alder“) – das war’s mit der Ruhe. Egal, denke ich mir, mit den Jungs habe ich wirklich viele schöne und witzige Abende.
Wenn es nicht die Dinge gäbe, die sie immer auf den letzten Drücker erledigen. Schon stürmt der Jüngere ins Wohnzimmer und sucht ein Matheheft. Mit weißem Rand. Er wühlt in dem Schrank, in dem unsere Schulvorräte gelagert werden. Vor Corona war der immer recht gut sortiert. Jetzt haben alle Tablets, und wochen- oder monatelang hat niemand mehr ein Heft gebraucht. Wieso jetzt?  „Wir schreiben morgen Mathe!“ Okay, Notfall. Die Geschäfte sind zu. Wir durchsuchen benutzte Hefte nach solchen mit noch genug leeren Seiten, werden fündig, entfernen die bereits beschriebenen – Problem gelöst und zurück zur Couch.
Da ruft der Große: „Was ist denn mit dem Drucker?“ Eigentlich nichts, dachte ich. Aber das Ding blinkt, verlangt nach neuer Farbe und ist nicht zu überreden, das Referat in Pink auszudrucken. Ich meckere: „Das hätte dir ja mal früher einfallen können…“ Sohn: „Woher soll ich denn wissen…?“ Dann geht er rüber zu seinem Freund und druckt da aus. Problem gelöst, schnell zurück zur…
„Kannst du das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung?“ Der Jüngere wieder – diesmal mit Mathebuch. Ich konnte es mal, aber jetzt nicht mehr. Natürlich will ich helfen, lese mir alles durch, rechne und verrechne mich… Zusammen wurschteln wir uns durch die Aufgaben. Irgendwann holt er das Kniffel-Spiel hervor und grinst. Gute Idee – so macht Wahrscheinlichkeitsrechnung mehr Spaß. Ihm zumindest, er gewinnt haushoch.
22.45 Uhr – endlich auf der Couch. Ein letzter Hilferuf ertönt: „Kann ich dein Ladekabel haben über Nacht?“ Klar, nimm. Mein Akku ist zwar auch leer, aber da hilft kein Kabel, nur eine Mütze voll Schlaf.

Eva Fauth