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Einfach nur anstrengend!

Von Nina Jakobs

Portrait Nina Jakobs

Neulich schrieb mir eine Freundin nach zwei stressigen Wochen zwischen Kinderbetreuung und Arbeit, weil die Tagesmutter im Urlaub gewesen war, sie selbst aber keinen bekommen hatten: Jetzt sei die Tagesmutter wieder da und sie könnten auch mal ein bisschen durchschnaufen – es sei natürlich super schön gewesen mit ihrem Sohn und sie habe es total genossen, aber man komme eben zu wenig anderem. Ich habe mich dann nicht zum ersten Mal gefragt, woher dieser Drang zum Rechtfertigen und Relativieren kommt, wenn wir irgendwas im Zusammenhang mit unseren Kindern anstrengend finden. Ich höre das andauernd – dies und das sei stressig gewesen, aber natürlich auch schön, klar, denn ich liebe ja mein Kind und wie könnte ich irgendwas, das mit ihm zu tun hat, nicht schön finden?

Ganz ehrlich: Ich kann! Und ich will auch. Ich will auch mal etwas einfach nur anstrengend finden. Anstrengend und Punkt. Ohne schön, ohne aber, ohne eigentlich. Dass man sein Kind liebt, würde ich als gegeben voraussetzen. Ich weiß nicht, ob es biologisch überhaupt möglich ist, das nicht zu tun. Aber nicht alles, was ich liebe, muss ich zu jedem Zeitpunkt auch toll finden. Mir scheint, beim Partner oder bei der Arbeit ist das ok. Da muss ich nicht sagen: Heute hatte ich einen sch*** Tag auf der Arbeit, aber eigentlich liebe ich meine Arbeit natürlich, die ist wirklich ganz klasse, ehrlich. Oder: Neulich hab‘ ich mich mit meinem Mann gestritten, ich war stundenlang sauer, aber eigentlich war es auch schön, denn Streiten gehört schließlich dazu. Jetzt mal ehrlich, das sagt doch keiner. Beim Kind aber schon.

Bei mir hat das lange dazu geführt, dass ich mich oft gefragt habe, ob mit mir irgendwas nicht stimmt. Ob ich was falsch mache als Mama, ob es an mir liegt, dass ich manches einfach schrecklich anstrengend finde. Mittlerweile bin ich mir aber sicher: Vielen anderen geht es auch so. Sie sagen es nur nicht. Oder sie schieben eben den relativierenden Satz hinterher, weil das alle so machen. Ich mache das nicht (mehr).
Falls es dir also manchmal genauso geht wie mir, weißt du jetzt: Du bist nicht allein!
Nina Jakobs