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Die Qual der Wahl

Von Eva Fauth

Immer wenn es in der Schule mal nicht so läuft, versuche ich meinem Sohn Mut zu machen mit Sätzen, die oft beginnen mit: „Wenn du erst mal in der Oberstufe bist…“  Dann folgt sinngemäß: „Dann beginnt die beste Zeit in der Schule!“ Weil man sich seine Leistungskurse aussuchen kann, weil man das schlimmste Fach abwählen kann, weil der Unterricht in Kursen anders ist als in Klassen. Und vor allem, weil man 16 ist und einem die Welt offensteht. So jedenfalls habe ich das erlebt: Ich habe Physik und Chemie hinter mir gelassen, meine Liebe zur Literatur ausgelebt und bleibende Erinnerungen an die Kursfahrt auf dem Ijsselmeer. Und auch Freunde aus der Zeit sind bis heute geblieben.

Bei meinem Sohn ist es gerade soweit. Er hat die Qual der Wahl. Und viele Gespräche beginnen mit einem Seufzer: „Also Englisch steht. Aber soll ich noch…? Oder lieber doch…?“ In den letzten Wochen haben wir viele solcher Gespräche geführt und dabei festgestellt, dass man Mathe nicht abwählen kann und leider nur Lieblingsfächer, aber keine Lieblingslehrer wählen kann. Also was tun?

Es gibt verschiedene Strategien, um seine Entscheidung zu treffen. Variante eins ist die für die besonders Zielstrebigen. Für die, die an die Zukunft denken und sich für die Fächer entscheiden, die vielleicht schon mal nützlich sind fürs Studium und später für den Job. Naturwissenschaften liegen in dieser Gruppe meist ganz weit vorn.  Variante zwei ist die Frage: Was machen denn meine Freunde? Bei uns eine viel diskutierte Variante, da mein Sohn mit einigen Freunden schon seit der 1. Klasse zur Schule geht und es in seiner Vorstellung bis zum Abi immer so weitergehen wird. Dabei hat er selbst bereits festgestellt: So viele wollen Englisch als Leistungsfach – niemals werden alle gleichzeitig in einen Kurs kommen. Das ist das eine. Zum anderen haben seine Freunde teils ganz andere Vorlieben. Auf den Punkt gebracht: Bei Mathe als Leistungskurs hört selbst bei meinem Sohn die Freundschaft auf.

Ich empfehle ihm Variante drei: Mach das, was dir am meisten Spaß macht und was du am besten kannst. Denn damit ist die Chance am größten, dass die drei Jahre bis zum Abitur wirklich als die schönsten in die Erinnerung eingehen und nebenbei noch gute Noten aufs Zeugnis bringen. Und egal, für was er sich letztlich entscheiden wird: Es gibt da immer auch noch den Glücksfaktor. Der bestimmt, ob einem Lehrer menschlich oder der Unterricht fachlich liegen, ob in den gewählten Kursen Freundschaften entstehen und einiges mehr.

Aber Schluss mit den mütterlichen Weisheiten – ich wünsche meinem Sohn und all seinen Freunden viel Glück. Und bleibe dabei: Letztlich ist die Wahl keine Qual, sondern eine Chance!