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“Du bist aber ein junger Papa!“

Von Andrea Früauff

Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder altersmäßig nicht zu weit auseinander liegen: „Damit sie gut miteinander spielen können.“ In unserer Familie ist das aus diversen Gründen anders.
Mein Vater war neun Jahre alt, als sein Bruder zur Welt kam und 13, als ein weiterer Bruder folgte. Er hat immer stolz erzählt, wie er den Kleinen das Laufen beigebracht hat. Und ich fand es als Kind toll, junge Onkel zu haben, mit denen man viel Quatsch machen konnte.
Meine Schwester ist ebenfalls neun Jahre jünger als ich. Um Eifersucht vorzubeugen, haben mir meine Eltern zu ihrer Geburt zwei Zwergkaninchen geschenkt, mit denen ich mich täglich stundenlang beschäftigt habe, bevor ich mit dem Baby etwas anfangen konnte. Große Schwester zu sein hat den Vorteil, dass man bedingungslos angehimmelt wird. Aber auch den Nachteil, dass man unter Umständen verantwortlich gemacht wird, wenn man nicht gut genug aufgepasst hat. Zum Ausmisten der Kaninchen musste ich im Winter täglich in den Keller. Einmal habe ich wohl vergessen, die Kellertür im Flur richtig zuzumachen. Jedenfalls hat mich mein Schwesterlein gesucht und ist dabei die Treppe hinuntergestürzt. Zum Glück hatte sie außer ein paar Schrammen keine Verletzungen.
Meine Schwester erinnert sich an nichts mehr und ist auch nicht nachtragend. Wir haben trotz des großen Altersabstands und einer räumlichen Distanz von über 400 Kilometern ein enges Verhältnis.
Auch bei meinen Kindern hat sich der große Altersunterschied fortgesetzt. Unsere Tochter wurde geboren, da waren ihre Brüder bereits elf und 16 Jahre alt. Als ihr großer Bruder sie mal mit dem Kinderwagen durch die Stadt schob, zog er musternde Blicke auf sich und erntete den Kommentar: „Du bist aber ein junger Papa…“. Heute sind die Brüder längst aus dem Haus und unser Nesthäkchen jammert manchmal, dass sie wie ein Einzelkind aufgewachsen ist.
Man kann sich halt nicht immer aussuchen, wann die Kinder kommen. Deshalb plädiere ich dafür, es so zu nehmen wie es kommt, und das Beste aus der Geschwisterfolge zu machen.

Ein schönes Wochenende wünscht dir

Andrea Früauff