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Nur bauen oder richtig spielen?

Von Nina Jakobs

Portrait Nina Jakobs

Mit meiner Schwester habe ich früher ganze Lego-Städte aufgebaut, die dann wochenlang auf dem Teppich stehen bleiben durften, während nur außen herum aufgeräumt und geputzt wurde. Wir hatten ein Krankenhaus, eine Tankstelle, eine Eisdiele, ein Hotel, einen Pferdehof und noch vieles andere und verbrachten Stunden damit, die winzigen Männchen durch die Lego-Welt zu bewegen, wo sie Urlaub machten oder einkaufen gingen. Jedes Weihnachten lag die gesamte Familie auf dem Fußboden und baute die neuen Lego-Schätze auf. Das sind für mich schöne Kindheitserinnerungen und darauf hatte ich mich ziemlich gefreut, als mein Sohn ins Lego-Alter kam. Was das weihnachtliche Bauen angeht, hat sich diese Vorstellung auch erfüllt, was das Spielen angeht, eher nicht.

Neulich saßen wir seit einer halben Stunde auf dem Fußboden und bauten mit seinen Lego-Steinen, als mein Sohn sagte: „Mama, können wir jetzt endlich mal spielen?“ Wie sich herausstellte, meinte er spielen „und nicht immer nur bauen.“ Spielen wiederum bedeutet für meinen Sohn ganz und gar nicht, mit dem Lego-Männchen zur Tankstelle oder ins Hotel zu fahren, sondern sieht eigentlich immer gleich aus: Dieser hier gegen den da, der ist gut, der ist böse, der hier ist der Anführer, du spielst den und im Spiel sagst du jetzt das. Puh, ich muss ganz ehrlich sagen, nicht meine Welt. Ohnehin schon gibt es wenig, was mich so langweilt wie Rollenspiele (auch im „Erwachsenenleben“ mag ich das nicht, jede Mottoparty war für mich schon immer eine zu viel), trotzdem versuche ich natürlich, hin und wieder seinem Wunsch nachzukommen. Dass die Themen aber so gar nicht mein Ding sind, muss man meinem Spiel wohl angemerkt haben. Die Lego-Rollenspiele macht er inzwischen zumindest überwiegend mit seinen Freunden oder alleine, wir haben andere Dinge gefunden, die wir gerne zusammen machen und die uns beiden Spaß machen: Wir malen und basteln zusammen, lesen, spielen draußen, rangeln, spielen Ball,…

Natürlich habe ich mich gefragt, woher das ganze Kämpfen kommt – vom Spielen mit mir jedenfalls nicht. Über die Frage, ob das jetzt so ein typisches Mädchen-Jungs-Ding ist, was wir ihm ebenfalls nicht vorgelebt haben, will ich gar nicht nachdenken. Es sind seine Interessen, die natürlich ähnlich sind wie die seiner Freunde und er kann stundenlang in diesen Spielwelten versinken. Mein Unbehagen spürt er wohl trotzdem manchmal. Als wir neulich abends im Bett lagen, sagte er: „Mama, ich mag das Kämpfen ja nur, wenn es nicht echt ist.“

Fröhliches Spielen (und Kämpfen) wünscht

Unterschrift Nina Jakobs