
Als ich zehn Jahre alt war, hatte ich nur einen einzigen Wunsch: Ich wollte Dirty Dancing sehen. Den Film, über den in meiner Klasse alle sprachen, der aber erst ab 12 Jahren freigegeben und für mich deshalb verboten war. Eine Freundin erlöste mich dann – wir schauten den Film heimlich bei ihr im Kinderzimmer (sie hatte einen eigenen Videorekorder!!!) und ich hörte zum ersten Mal die magischen Worte: „Ich habe eine Wassermelone getragen.“
Meine Eltern waren streng, wenn es um die Einhaltung der FSK ging. Wo 12 drauf stand kam keine Zehnjährige rein. Kleine Randnotiz: Mein älterer Bruder ließ mich kurze Zeit später, wenn meine Eltern abends ausgingen, alles an Horrorfilmen mitschauen, was die FSK-18-Palette so zuließ. Noch heute habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu Clowns und Puppen.
Meine Kinder sind jetzt 11 und 14 Jahre alt und finden natürlich auch genau die Filme interessant, für die sie laut FSK noch zu jung sind. Also habe ich mir mal angeschaut was eigentlich hinter diesem Siegel steckt und welche Kriterien für die Bewertungen zugrunde gelegt werden: Die FSK ist die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“, eine Einrichtung, die 1951 gegründet wurde und für die um die 250 Ehrenamtliche arbeiten. Sie schauen sich Filme an, bewerten sie nach dem Jugendschutzgesetz und ordnen sie Altersklassen zu. Die Mitarbeitenden haben alle ein gewisses Fachwissen in Psychologie und Medienwissenschaft. Die Frage, nach der bewertet wird, ist, ob ein Film die Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen könnte. Die FSK spricht aber keine pädagogische oder ästhetische Empfehlung aus.
Die FSK-Einstufungen sind also eher grobe Marker, eine wirkliche Orientierungshilfe geben sie Eltern nicht. Deshalb handhaben wir es meistens so: Wenn die Zeit es zulässt, schauen wir vorab in Filme rein, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Bis jetzt schauen wir Filme auch immer gemeinsam, sodass wir entweder die Pause-Taste drücken und eine schwierige Sequenz besprechen oder einfach vorspulen können. Und jedes Kind ist natürlich unterschiedlich. Meinen Sohn nahmen lange Zeit vor allem Szenen mit, in denen jemand Geliebtes stirbt. Der König der Löwen und auch andere Disney-Filme waren für ihn deshalb richtig schlimm (sie sind meist ab 0 Jahren empfohlen). Jetzt ist er 14 und hat mir zu seinem Geburtstag eine Liste mit Filmen ab 16 überreicht, die er gerne anschauen möchte. Ich bin gespannt, ob sie der hausinternen FSK-Prüfung standhalten.