
Nein, er will auf gar keinen Fall mit zum Besuch der alten Freunde. Laaaangweilig! Und sowieso: Er ist doch schon alt genug (14), mal eine Nacht allein zu bleiben, was soll schon passieren. Es war einer jener Momente, in denen einem klar wird – das Kind ist lange schon kein Kind mehr, zumindest kein Kleines. Und das gilt es zu respektieren.
Ja, was soll schon groß passieren – Kevin im Film war 8 (!), als seine Eltern nach New York geflogen sind und ihn zu Hause vergessen haben. Und der hat sich sogar erfolgreich gegen zwei dämliche Einbrecher gewehrt. Man kann sich viele Sorgen machen, wenn man sie jedoch genauer betrachtet und überdenkt, lösen sich die meisten in Wohlgefallen auf. Sorge Nummer Eins: Er könnte den Herd anlassen – Unsinn, er kocht sich eh nix, es gibt entweder Pizza von Pino oder eingewecktes Chili con carne, und dafür braucht er nur die Mikrowelle. Sorge Nummer 2: Er verletzt sich, hat Angst oder es passiert irgendetwas, für das er schnell Hilfe braucht. Wozu haben wir Freunde und Nachbarn? Ich habe etwas herumtelefoniert, gecheckt, wer für den Abend erreichbar ist und meinem Sohn die Telefonnummern hingelegt. Sorge Nummer 3: Er zockt die halbe Nacht. Tja, wer das nicht will, muss das W-LAN abschalten oder die Geräte einsammeln. Ich für meinen Teil habe ihm diese Laissez-faire-Zeit gelassen.
Dazu kommt: Da Kinder ab dem 14. Lebensjahr als Jugendliche gelten, besteht zwar weiterhin die Pflicht der elterlichen Sorge, aber prinzipiell keine dauernde Aufsichtspflicht. Auch nicht über die Nacht. Wir haben also gemeinsam darüber diskutiert und für jede Sorge eine Lösung gefunden – am Ende war ich einfach nur stolz auf meinen Jungen, der mich mit Argumenten und viel Einsatzbereitschaft überzeugt hat. Kinder allein zu lassen, ist ein notwendiger und wichtiger Entwicklungsschritt, der früher oder später gegangen werden muss – natürlich immer individuell abhängig vom Alter und der Reife des Kindes. Hier sind meine Tipps für ein sorgenfreies „Erstes Mal allein über Nacht“:
- Informieren Sie Nachbarn und ein oder zwei befreundete Familien, an die sich ihr Kind im Notfall wenden kann und die auch wirklich jederzeit vorbeikommen könnten.
- Schreiben Sie alle Telefonnummern auf einen Zettel, auch Ihre, und deponieren Sie ihn gut sichtbar.
- Halten Sie regelmäßig telefonisch Kontakt. Fragen Sie zwischendurch immer mal nach, ob alles in Ordnung ist. Vor allem gegen Abend, wenn es dunkler und leiser wird.
- Ein Haus oder eine Wohnung machen Geräusche. Sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem Kind darüber, wie es sich verhalten könnte, wenn es sich unwohl fühlt: Lichter anlassen, Musik anmachen, telefonieren, fernsehen…
- Bereiten Sie Essen vor, das nur in der Mikrowelle aufgewärmt werden muss. Oder lassen Sie Geld für Döner oder Pizza da, dann muss das Kind zumindest mal kurz das Haus verlassen (Ersatzschlüssel deponieren!).
- Mit Aufgaben versorgen, um die gefühlte Zeit zu verkürzen: Sind noch Hausaufgaben zu erledigen? Je nachdem, wie lange Sie weg sind, kann man auch noch andere Jobs vergeben, beispielsweise Rasen mähen, Spülmaschine ausräumen, Blumen gießen…
Am Ende ist – NICHTS passiert. Mein Sohn hat natürlich viel zu lange vor der Glotze und dem Computer gesessen, zu viel Limo getrunken und zu viele Chips gegessen. Dafür war der Rasen gemäht, er hatte die Nacht seines Lebens (seiner persönlichen Einschätzung nach) und wir einen entspannten Besuch bei den Freunden.