
Hast du schon alle Geschenke – das ist wahrscheinlich der meistgesagte Satz im Dezember. Vielleicht auch schon im November. Oft verbunden mit einem leicht gehetzten Gesichtsausdruck und einem schlechten Gefühl auf beiden Seiten, weil in der Regel ja weder der Fragende noch die Befragte schon alle Geschenke hat. Schenken und beschenkt werden sollten doch eigentlich etwas Schönes sein. Warum bloß stresst es uns oft so sehr?
Manchmal liegt es wohl schlicht an der Fülle der (selbstauferlegten) Aufgaben und Termine im Dezember. Dann stellt sich die Frage: Muss das Schenken allein um des Schenken willens wirklich sein? Für Kinder gehören Geschenke zum Zauber der Weihnachtszeit dazu. Aber sie haben meist konkrete Wünsche, die sich mit einem Gang ins Geschäft oder einem Mausklick erledigen lassen. Da ist das Stresslevel überschaubar. Bei Erwachsenen ist es oft schwieriger. Da zerbricht man sich wochenlang den Kopf, bekommt bei der dritten Runde durch die überfüllten Geschäfte den Kollaps und ist beim Weihnachtsessen mit der Familie schließlich so ausgelaugt, dass man all das gar nicht mehr genießen kann. Ist es das wirklich wert?
Schenken und auch Geschenke besorgen, sollten Spaß machen. Andernfalls darf man es auch einfach mal lassen. Mit meinen Geschwistern zum Beispiel habe ich schon vor Jahren vereinbart, dass wir uns zu Weihnachten nichts mehr schenken. Denn ich habe eine Woche vor Heiligabend Geburtstag und es war für sie immer eine zusätzliche Herausforderung, in dieser Zeit gleich zwei Geschenkideen umzusetzen. Für mich hat sich dadurch an Weihnachten nichts verändert, das Fest ist ebenso schön wie vorher.
Denn der Punkt ist ja auch: Ich habe oft überhaupt keine Wünsche. (Nützliche) Dinge, die ich haben möchte, kaufe ich mir übers Jahr selbst. Denn meist hat man ja eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was man haben möchte. Und Schenken bedeutet für mich nicht, dass ich jemandem einen Link schicke, er oder sie das Produkt bestellt, einpackt und mir dann übergibt. Es bedeutet doch eher, dass man sich Gedanken gemacht hat, was dem anderen gefallen könnte (wie gesagt: vorausgesetzt, es stresst nicht zu sehr). Mein Favorit sind da inzwischen übrigens Dinge, die man „verbrauchen“ kann: ein gutes Olivenöl, ein besonderer Kaffee, schöne Kerzen, ein Zeitschriftenabo, das man sich selbst nicht leisten würde, ein besonderer Wein – je nach den Vorlieben des Geschenkempfängers.