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Cannabis: Was Eltern tun können, wenn das Kind kifft

Von dpa

Die Jacke des Sohnes riecht süßlich-herb, nachdem er mit den Freunden unterwegs war. Der Nachwuchs hat scheinbar Gras geraucht. Eltern sind dann oft unsicher: Wie gehen wir damit um?

Christoph Soeder/dpa/dpa-tmn

Die Pläne der Ampel-Koalition zur Legalisierung von Cannabis werden konkreter. Für Minderjährige soll der Zugang allerdings tabu sein. Doch auch wenn der Besitz für Jugendliche illegal ist und bleibt: Für einen kleinen Teil von ihnen gehört «Gras» einfach dazu.

9,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen gaben 2021 an, schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. Das zeigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Es drohen gesundheitliche Risiken – auch langfristig

Die eine nimmt einen Zug am Joint, weil der bei der Hausparty in netter Runde rumgeht. Für den anderen ist «einen durchziehen» schon zur Gewohnheit geworden, um gelassener mit Schulstress und Konflikten umzugehen.

Viele Eltern haben Sorge, wenn sie vermuten oder wissen, dass ihr Kind Joints raucht. Denn: Cannabis-Konsum geht mit gesundheitlichen Risiken einher, wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen betont. Bei einem akuten Rausch können das sein: Übelkeit, Kältegefühl, Schwindel, Angstgefühle, verschwommenes Sehen, Herzpochen, Erinnerungslücken.

Und auch langfristig drohen gesundheitliche Risiken. So warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), dass Cannabis die Gehirnentwicklung stören kann. Heißt: Früher und intensiver Konsum kann auf den Intelligenzquotienten schlagen und auch die Gedächtnisleistung in Bezug auf Sprache verschlechtern.

Umkehren lassen sich die Veränderungen laut den Kinder- und Jugendärzten nicht. Selbst dann nicht, wenn der oder die Jugendliche fortan komplett auf Cannabis verzichtet.

Wissen als Gesprächsgrundlage

Doch wie gehen Eltern denn nun damit um, wenn das Kind gelegentlich oder sogar regelmäßig kifft? Die Initiative «Stark statt Breit» der Landesfachstelle Prävention der Suchtkooperation NRW rät Eltern, sich Wissen zum Thema anzueignen.

Und zwar nicht nur über die Substanzen und ihre Wirkungen, sondern auch darüber, warum Jugendliche sie konsumieren. Wer hin und wieder in der Freizeit am Joint zieht, tut das meist mit dem Wunsch, dazuzugehören. Wird das aber zur alltäglichen Gewohnheit, stecken oft das Bedürfnis nach Entlastung und eine Flucht vor Problemen dahinter.

Mit einer ruhigen Haltung in den Austausch

Wollen Eltern das Gespräch suchen, sollten sie das mit der richtigen Haltung tun. «Stark statt Breit» rät Eltern, möglichst ruhig zu bleiben. So schwer es auch fällt: Anschuldigungen und Dramatisieren helfen nicht weiter. Das heißt allerdings nicht, dass es tabu ist, Emotionen zu zeigen. Eltern können ihre Gefühle durch Sätze wie «Ich mache mir Sorgen» ausdrücken.

Ebenfalls wichtig: nicht nur den Cannabis-Konsum in den Fokus nehmen. Stattdessen sollten Eltern erwähnen, was sie sonst mit Blick auf das Leben des Kindes beobachten. Vielleicht haben sich die Schulnoten verschlechtert, die beste Freundin aus Kindertagen hat sich einen neuen Freundeskreis gesucht.

Diese Entwicklungen können Eltern ansprechen und dann gemeinsam mit ihrem Nachwuchs darüber ins Gespräch kommen. Haben diese Probleme mit dem Cannabis-Konsum zu tun? Gibt es andere Lösungen? Um Antworten zu finden, kann auch ein gemeinsamer Besuch einer Suchtberatungsstelle helfen.

Tabu: Kleidung und Taschen durchsuchen

Eine Sache ist laut «Stark statt Breit» für Eltern aber tabu: die Jackentaschen oder das Kinderzimmer nach Cannabis durchsuchen. Denn darin sieht der Nachwuchs schnell einen Vertrauensbruch, wodurch noch mehr Konflikte drohen. Die Sucht-Experten raten, immer erst das Gespräch zu suchen – auch um herauszufinden, was genau hinter dem Cannabis-Konsum steckt.

© dpa-infocom, dpa:230412-99-288618/2