
In der Grundschulzeit hatte mein Sohn eine Phase, in der er gerne alleine Abenteuer erleben und in der Natur übernachten wollte. Nach der Lektüre eines Pixi-Buchs zu diesem Thema packte er kurzentschlossen seinen Rucksack und war mit einem schnellen „Tschüss“ schon auf dem Sprung. Ich ließ den Achtjährigen ziehen, bat ihn aber, zum Übernachten wieder nach Hause zu kommen, was er auch brav tat. Zum Geburtstag wünschte er sich ein Zelt. Das benutzt er heute noch.
Ohne Campingerfahrung bauten Mutter und Sohn das Zelt im Garten auf, was nach mehreren Anläufen und Kämpfen mit Zeltstangen, Innenzelt und Heringen im trockenen Boden auch gelang. Wir bliesen Luftmatratzen auf und statteten das Zelt mit Schlafsack, Mückenspray und Taschenlampe aus. Als es anfing zu dämmern, machten wir uns im Schlafanzug auf ins Zelt, erzählten noch ein bisschen und dann schlief mein Sohn ein. Ich aber lag wach, wälzte mich auf der unbequemen Unterlage hin und her und konnte einfach nicht einschlafen. Zu viele Geräusche hielten mich wach: War das nicht ein Marder? Hoffentlich geht der nicht an mein Auto! Muss der Nachbarsjunge so einen Höllenlärm mit seinem Motorrad machen? Eine Stechmücke neben meinem Ohr: Wenn ich die erwische…
Weit nach Mitternacht – was ich an den Kirchenglocken hören konnte – nickte ich schließlich ein, bis mich das Geprassel von Regentropfen auf der Zeltplane weckte. Was für ein heimeliges Gefühl, mitten in der Natur zu liegen, aber nicht nass zu werden. Wieder eingedöst nahm ich im Unterbewusstsein Vogelgezwitscher und die Morgendämmerung wahr. Die Müllabfuhr bereitete meinem Schlaf dann ein jähes Ende. Es hörte sich an, als würde sie direkt durch unser Zelt brettern.
Während mein Sohn tief und fest geschlafen hatte und kaum wachzubekommen war, fühlte ich mich wie durch den Wolf gedreht. Als hätte ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Im folgenden Sommer nahm ich mir meine Matratze aus dem Bett mit. Seitdem war auch für mich das Zelten mit Kind ein angenehmes Abenteuer, das ich später dann mit der Tochter fortsetzte.
Viele Grüße
