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Wenn die Eltern hilflos werden…

Von Andrea Früauff

Ab einem gewissen Alter werden Beerdigungen im persönlichen Umfeld häufiger und die Sorge um die eigenen Eltern rückt in den Vordergrund. Wie kann man ihnen gerecht werden, wenn sie älter und gebrechlicher werden? Was tun, wenn sie dement sind oder man mit ihnen nicht über die Zukunft reden kann? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es älteren Menschen oft schwerfällt, über ihre Situation zu sprechen und um Hilfe zu bitten. Wie und wo möchte ich leben? Wer soll/darf mich unterstützen, wenn ich Hilfe brauche? Was passiert, wenn ich im Krankenhaus liege und meine Aussichten auf ein selbstbestimmtes Leben nach der Entlassung gering sind? Über all diese Fragen nachzudenken, ist unangenehm. Sie werden gerne verdrängt.
Und doch kommt der Zeitpunkt, an dem Entscheidungen getroffen werden müssen. Dann hilft es, wenn man sich vorher – am besten gemeinsam – schon Gedanken gemacht hat. Dabei geht es nicht nur um die Patientenverfügung und die Regelung des Nachlasses, sondern auch um die Zeit davor. Meine Eltern haben sich frühzeitig für ein „Betreues Wohnen“ entschieden, um uns Kinder zu entlasten. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen und dachte bei jedem Besuch, es könnte der letzte gewesen sein. Die Hilfslosigkeit und die Traurigkeit über das so zu Ende gehende Leben sind schwer zu ertragen. Aber wir müssen sie aushalten und schließlich Abschied nehmen.
In dem Wissen, dass der Zeitpunkt der eigenen Hinfälligkeit immer näher rückt, habe ich mit meinen Kindern über meine Vorstellungen zum eigenen Lebensabend gesprochen. Sie wissen, wenn ich einmal Hilfe brauche, bin ich bereit, in eine Pflegeeinrichtung zu gehen. Sie sollen kein schlechtes Gewissen haben, sich nicht den Kopf zerbrechen müssen, was ich will oder nicht. Denn auch Kinder sind hilfsbedürftig, wenn es um diese Fragen geht.

Viele Grüße
Andrea Früauff