
Neulich hat mein Sohn (14) mich kalt erwischt. „Mama, ich geh’ heute Abend aufs Weinfest.“ Einfach so. Ohne uns Eltern, nur mit Freunden und Klassenkameraden. Das kannte ich so noch nicht und musste überlegen: Will ich das überhaupt? Ist das in seinem Alter schon erlaubt? Und wie lange darf er bleiben? Das war ein ganz neues Loslass-Level in Sachen Vertrauen, Regeln und Sorge, in dem ich mich orientieren musste. Also habe ich Google bemüht und erst einmal geschaut, was gesetzlich so geregelt ist: Im Grunde gibt es kein Gesetz, das einem 14-Jährigen verbietet, auf ein öffentliches Fest zu gehen. Gut, denn verbieten wollte ich es sowieso nicht.
Was das Jugendschutzgesetz regelt, sind Aufenthalte in Gaststätten, in Discos und Clubs (nicht unter 16 Jahren) sowie den Verkauf und Konsum von Alkohol nach Alter. Zum Beispiel dürfen Jugendliche unter 16 Jahren ohne elterliche Begleitung kein Bier, keinen Wein oder Sekt erhalten. Wie lange ein Teenie mit 14 unterwegs sein darf auf einem öffentlichen Fest, ist allerdings nicht klar geregelt und blieb deshalb Verhandlungssache zwischen meinem Sohn und uns Eltern. Also verhandelten wir. Ich wollte wissen, wo er genau hingeht, wie er hin- und nach Hause kommt und mit wem er unterwegs ist. Ich wollte, dass er erreichbar und um 22 Uhr zu Hause ist (mit im Kopf schon eingeplantem Puffer, den er dann auch genutzt hat).
Was mich als Mutter wirklich sehr beruhigt hat, war, dass es auf dem Weinfest einen Green Room gab, ein großes, gemütliches und sogar beheiztes Festzelt von Jugendlichen für Jugendliche, die feiern wollen. Ein sicherer Bereich mitten im Festtrubel, beheizt, mit Sofas, Musik, Kicker, Dart und Playstation. Mocktails für 1,50 Euro, Burger für 3 Euro. Ein tolles Angebot.
Ich habe an diesem Abend gelernt: Loslassen heißt nicht, alle Regeln fallen zu lassen, sondern Regeln so zu setzen, dass sie Freiraum geben. Meine Tipps aus dieser Erfahrung: Sprecht vorher gemeinsam über Wünsche und Grenzen, vereinbart eine realistische, nicht zu starre Rückkehrzeit. Und klärt Sicherheitsfragen – ist das Handy geladen, wer geht mit, wie kommt man nach Hause?
Mein Resümee: Als geprüfte Partymaus bin ich total fürs Ausgehen und Spaß haben. Aber Spaß und Sicherheit müssen keine Gegensätze sein. Wenn mein Sohn abends mit Freunden draußen ist und sich grob an unsere Absprachen hält, dann nichts wie raus ins Leben.
