// lieferbeginn readonly Skip to main content

Sommer aus, Alltag an

Von kruschel

Portrait Kerstin Petry

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Schule hat begonnen und der Alltag hat mich wieder. Das ist die Zeit, in der sich mir Jahr für Jahr eine leichte Wehmut ins Herz schleicht. Denn das Ende der Sommerferien bedeutet immer auch einen Abschied von der Unbeschwertheit, vom In-den-Tag-Hineinleben, vom Frühstück um elf und vom Gefühl, dass Termine nur etwas für andere sind. Sommerferien versprühen doch immer einen Hauch von Freiheit: Freibad, Fahrradtour, Ferienlager. Grillen, chillen, gammeln, lesen. Ein bisschen Urlaub, ein bisschen Abenteuer, ein bisschen „Was machen wir heute?“ – und ganz viel „Mal sehen“.

Hach, das klingt romantisch und zu schön, um wahr zu sein, oder? Und tatsächlich, wenn ich die rosarote Sonnenbrille abnehme und die Zeit einem Realitätscheck unterziehe, wird klar: So ganz leicht war der Sommer doch nicht – also zumindest für mich nicht. Denn während meine Kinder chillten, versuchte ich das Chaos zu bändigen, das sich irgendwann wie Sand in jede Ritze des Familienalltags geschlichen hatte. Bevor wir zu einer Fahrradtour aufbrechen konnten, musste ich mindestens zwei Motivationsreden halten und einen Helm suchen, der sich offenbar selbstständig gemacht hatte. Der Weg zum Freibad war kürzer als die Diskussion darüber, ob man überhaupt mitkommen will. Und während die Kinder die Ferien genossen, habe ich die meiste Zeit gearbeitet – zwischen Wäschebergen, Einkaufstüten und dem Versuch, das Kind bei 28 Grad und Sonnenschein von diversen Bildschirmen wegzulocken.

Ich war Animateurin, Aufräumkraft, Streitschlichterin und Snack-Lieferantin. Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es schön. Denn zwischen all dem Trubel gab es diese kostbaren Momente: ein gemeinsames Lachen, ein Sprung ins Wasser und das Wissen, dass die Kinder einen unbeschwerten Sommer in ihren Herzen tragen werden.

Und jetzt? Jetzt freue ich mich doch ein bisschen auf den Alltag. Auf Struktur, auf geregelte Mahlzeiten, auf gefüllte Brotdosen, in die keine Chips und Pommes kommen. Ich freue mich auf den Rhythmus, der wiederkehrt, und auf die Ruhe, die manchmal im Gewusel der Ferien verloren geht.
Der Sommer geht – aber er nimmt nicht alles mit. Schöne Erinnerungen bleiben. Und die nächsten Ferien kommen bestimmt. Bis dahin gilt: Hausaufgaben statt Hängematte. Und vielleicht ein bisschen mehr Kaffee.

Kerstin Petry