
Während der Sommerferien haben wir Schulsachen ausgemistet. Bergeweise Bücher, Hefte, Arbeitsblätter… Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit dem Wegwerfen, aber als ich in den alten Matheheften blättere oder die seitenlangen Vokabellisten sehe, ist auch mir klar: „Da guckt nie wieder jemand rein.“ Vorsichtshalber frage ich meinen Sohn nochmal: „Brauchst du das noch?“ Ein entsetzter Blick: „Nein! Wozu?“ Kurze Pause. Dann folgt eine leidenschaftliche Rede über all die Sachen, die man für die Schule, speziell fürs Abi, lernen muss und die man im Leben wohl nie mehr braucht.
Ich denke sofort an Mathe und dass ich nie verstanden habe, warum man mit Kurven diskutieren muss, leiere in Gedanken lateinische Deklinationen runter und wie war das nochmal mit dem fünffüßigen Jambus? Vieles ist wohl wirklich nicht alltagstauglich. Aber was müsste auf dem Stundenplan stehen, wenn man mehr fürs Leben lernen wollte?
Tatsächlich gibt es ganz besondere Schulfächer. Italien zum Beispiel hat als erstes Land 2020 das Fach Klimawandel eingeführt. In England wird Achtsamkeit unterrichtet. In Dänemark gibt es Empathie, also Mitgefühl, als eigenes Schulfach. In Australien, Kanada und Neuseeland lernen die Kinder in „Outdoor Education“ , wie sie sich draußen und in der Wildnis zurechtfinden.
Und dann gibt es das Schulfach „Glück“, das an immer mehr Schulen in Deutschland unterrichtet wird. Das finde ich persönlich eine tolle Sache, weil es einen Gegenpol setzt zu dem Leistungsdruck, unter dem viele Kinder und Jugendliche leiden. Der Fokus liegt auf Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung – und auf Sinnfindung. Genau den Sinn, den Teenager in diesem Alter so verzweifelt suchen.
Andererseits: Mein Sohn packt gerade seine Sportsachen zusammen, telefoniert gut gelaunt mit seinem Kumpel und verkündet mir strahlend seine Pläne. Eigentlich wirkt er auf mich ziemlich glücklich. In der Schule gelernt hat er das nicht – aber fürs Leben lernt man halt nicht nur in der Schule.
Glückliche Grüße