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Mit Kindern über Stock und Stein

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

Kennen Sie das W-Wort? Es lautet Wandern, aber pssst, nicht so laut! Man darf diesen Begriff nicht verwenden, es ist ein bisschen wie mit dem Bösewicht in Harry Potter, Sie wissen schon, der, dessen Name nicht genannt werden darf. Denn mit diesem Wort verbinden viele Kinder etwas ganz, ganz Schlimmes, nämlich: sinnlos durch die Gegend latschen, im schlimmsten Fall bergauf, Blümchen und Landschaften bestaunen müssen, schmerzende Füße und vieles Unschöne mehr. Dabei kommt es nur darauf an, wie man die ganze Sache verkauft.


Ich bin mit meiner Familie des Öfteren in den Bergen unterwegs und weiß inzwischen, was es braucht, damit der Nachwuchs freiwillig mitgeht und man ihn dabei nicht nur die ganze Zeit unleidig hinter sich herziehen muss. Ganz besonders wichtig ist: ein Ziel. So können die Kinder sich schon ein Bild davon machen, wo es hingeht und wie lange man etwa unterwegs ist. Im Optimalfall sucht man die Route gemeinsam heraus, ich empfehle dafür die Tourenapp „„“Komoot“, die man umsonst herunterladen kann und mit der man Strecken nach Schwierigkeitsstufen, Länge und Dauer filtern kann.


Das Ziel sollte attraktiv sein – eine (geöffnete!) Hütte ist immer schön, oder mindestens ein Kiosk, denn meine Kinder zum Beispiel sind immer hungrig. Natürlich tut es auch ein schönes Picknick, das man im Rucksack mitbringt. Apropos Rucksack: Bei uns trägt jeder sein Zeug selbst. Also jeder hat einen kleinen Rucksack mit Trinkflasche, Regenjacke, Wechselshirt und Zipphose dabei, nur die Beine davon natürlich. Denn so sehr ich Funktionskleidung im Alltag verachte, so sehr liebe ich sie beim Wandern. Es geht doch nix über ein Shirt, das ruckzuck wieder trocken ist oder eine Hose, deren Länge sich der Temperatur anpasst.


Der Weg selbst sollte möglichst abwechslungsreich sein, bei älteren Kindern gerne mit kleinen Kletterpassagen, über Geröllpisten oder an Steilhängen entlang. An Pfingsten in den Dolomiten mussten wir unerwartet über Eis und Schnee stapfen, das fanden sie ganz schön cool. Gut, dass wir die Zipphosen dabei hatten…


Was ziemlich lange funktioniert sind Stöcke, die man unterwegs schnitzen und mit denen man kämpfen kann oder die einfach nur als Wanderstock taugen. Hier spreche ich natürlich als Jungsmama, ich fürchte, bei Mädels kann man damit nicht punkten. Also für Jungen niemals, wirklich niemals, das Schnitzmesser vergessen! Am besten sie besitzen ein eigenes, es gibt schöne Messer mit abgerundeter Spitze, die auch schon für kleinere Kinder geeignet sind.
Wenn gar nichts mehr hilft sind bei uns auf langen Geraden auch Ohrstöpsel mit Musik oder Podcast erlaubt – aber nur auf einem Ohr, damit das andere noch hören kann, wenn Mama mal wieder ganz entzückt ruft: Guckt doch mal, ist das nicht eine wundervolle Aussicht…