// lieferbeginn readonly Skip to main content

Gefährliche Trends auf TikTok

Von Nicole Hauger

Portrait Nicole Hauger

Man sollte meinen, unsere Kinder gehörten zu einer aufgeklärten Generation. Und ich meine nicht den Sexualkundeunterricht. Die Gen Z, die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, ist die erste Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Sie zeichnet sich angeblich durch eine hohe digitale Kompetenz und einen kritischen Blick auf traditionelle Strukturen aus.
Da frage ich mich: Wie kann es sein, dass sich bei aller kritischen Kompetenz dennoch immer wieder Kinder und Jugendliche schaden, nur, weil sie glauben, irgendwelchen Mist nachmachen zu müssen?
Vor allem auf der digitalen Plattform TikTok kursieren regelmäßig sogenannte „Challenges“, kurze Videos mit „Herausforderungen“, die andere zum Nachmachen animieren sollen.
Bei der „Hot Chip Challenge“ beispielsweise muss man einen extrem scharfen Kartoffelchip essen, der zu Reizungen der Schleimhäute in Mund, Magen und Darm, Übelkeit und unter Umständen auch zu Atemnot führen kann. Oder die sogenannte „Cinnamon Challenge“: Man muss einen Löffel voll Zimtpulver hinunterschlucken, ohne etwas dazu zu trinken. Klingt einfach, ist aber fast unmöglich, weil der Zimt der Mundhöhle das Wasser entzieht, was das Schlucken stark erschwert. Lungenentzündungen, schwere allergische Reaktionen und Sauerstoffmangel können auftreten. Und bei der „Salt and Ice Challenge“ geht es darum, sich Salz auf die Haut zu machen und dann Eis drauf – was zu ernsten Kälteverbrennungen führen kann.
Natürlich – Mutproben gab es schon früher. Zu allen Zeiten wollten Kids taff sein und gefallen. Vom Zehnmeterturm springen, Klingelstreiche, einen Regenwurm essen, den Schwarm anrufen – manches war eklig, manches kostete unendlich viel Überwindung, aber so richtig gefährlich waren die „Challenges“ selten. Heute hat sich das Geschehen in die digitale Welt verlagert und es geht immer mehr darum, dass Kinder und Jugendliche sich an ihre Grenzen bringen, sie offenbar bereit sind, für ein kurzes Video und ein paar Likes ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen – oder gar ihr Leben.
Da bleibt nur eine Frage: Wie können wir unsere Kinder davor schützen? Meine kurze persönliche Antwort darauf lautet schlicht: Im Gespräch bleiben. Sich für die Welt seiner Kinder interessieren – und zwar wirklich. Wir sitzen oft abends beim Essen zusammen und es entwickeln sich tolle Gespräche. Natürlich nicht dauernd, aber eben doch manchmal. Man muss einfach den Moment nutzen. Dann reden wir über das Miteinanderumgehen, über Wertschätzung und den kritischen Blick auf das, was andere eben so treiben.
Ich habe das Gefühl, viel mehr kann ich gar nicht tun. Oder haben Sie noch eine Idee?

null