
Neulich habe ich gelesen, dass viele Freundschaften enden, wenn die einen Kinder bekommen, die anderen aber kinderlos bleiben – und festgestellt, dass es bei mir genau umgekehrt ist. Die Freundinnen und Freunde, die ich verloren habe, seit ich Kinder habe, haben zur ähnlichen Zeit ebenfalls eine Familie gegründet.
Eines ist klar: Der Alltag und das eigene Leben ändern sich massiv, wenn wir Kinder bekommen. Selbstbestimmung, freie Zeiteinteilung – alles erstmal weg. Auch die Prioritäten verschieben sich und die Themen, über die man spricht. Schließlich ist das Kümmern ums Kind zumindest am Anfang der Hauptbestandteil des eigenen Alltags. Unser Leben ändert sich also, ja, aber eines ändert sich doch eigentlich nicht zwangsläufig: Wir. Der Mensch, der wir sind.
Ich bin jetzt Mutter, aber ich bin auch immer noch Nina. Und die Bedürfnisse dieses Teils meiner Persönlichkeit werden gerade von meinen kinderlosen Freunden erfüllt. Sie sind oft flexibler, spontaner, ich kann bei ihnen übernachten, wenn ich mal ausschlafen will und vor allem: Sie reden über alles Mögliche, nur nicht über Kinder. Und genau das brauche ich in einem Alltag, der zu einem großen Teil aus Kindern besteht. Auch mit den meisten meiner Freunde mit Kindern gibt es übrigens noch andere Themen als die Familie (nicht so sehr mit denen, die ich seit dem Elternsein verloren habe).
Als Hauptproblem liest man oft, die einen redeten nur noch über Kinderkram, die anderen hätten zu wenig Verständnis dafür, dass sich das Leben, die Verfügbarkeit und Prioritäten geändert haben. Klar, wenn ich nur noch über Windelmarken und Fingerspiele rede, kommt der andere nicht mehr mit. Aber Elternsein ist doch so viel komplexer. Ich kann mit meinen Freundinnen und Freunden darüber reden, was das Mamasein mit mir macht, wie ich mich fühle mit den täglichen Herausforderungen. Das ist, zumindest in meiner Erfahrung, etwas, das Freunde auf jeden Fall interessiert. Umgekehrt hilft offenes Reden auch, was neue Prioritäten angeht. Manchmal hat es ja ganz praktische Gründe: Wenn ich zum Beispiel mit befreundeten Familien in Urlaub fahre, habe ich selbst in der Regel viel mehr von meinem Urlaub, weil die Kinder miteinander beschäftigt sind. Das ist ziemlich sicher etwas, das auch kinderlose Paare verstehen, wenn man darüber spricht.
Das Wichtigste ist also wohl, dass man Verständnis füreinander und für die jeweilige Situation des anderen aufbringt – und das ist doch in Freundschaften etwas, das nicht nur für das Thema Kinder gilt.