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Die Mysterien des Alltags

Von kruschel

Portrait Kerstin Petry

Hand aufs Herz: Wer von Ihnen hat zu Hause auch diese geheimnisvolle Kiste, Schublade oder Ecke, in der sie wohnen – die einsamen Socken? Die tapferen Einzelkämpfer, deren Partner auf mysteriöse Weise verschollen sind? Bei uns quillt diese „Single-Socken-Kontaktbörse“ regelmäßig über und ich frage mich ernsthaft, ob es irgendwo ein Paralleluniversum gibt, in dem all die fehlenden Gegenstücke fröhlich Party feiern.

Dieses Socken-Phänomen ist ja nur die Spitze des Eisbergs der kleinen Alltagsmysterien. Da wäre das Gesetz des verschwundenen Tupperdeckels: Just, wenn man Reste einpacken will, ist der passende Deckel weg. Man sucht, flucht leise, probiert andere Deckel, nur um entnervt Frischhaltefolie zu zücken. Wetten, dass der Deckel später an einem Ort auftaucht, wo man garantiert schon gesucht hat?

Oder kennen Sie das plötzliche Verschwinden von Haargummis? Ich schwöre, ich kaufe die Dinger im Großpack. Und trotzdem sind sie nie da, wenn man morgens unter Zeitdruck Zöpfe flechten muss. Wahrscheinlich haben sie sich mit den verschwundenen Socken zusammengetan und irgendwo eine Kommune gegründet.

Und dann sind da noch die Dinge, die plötzlich wieder auftauchen, meist an den unmöglichsten Orten: die Fernbedienung im Kühlschrank (Wie bitte?), der einzelne Handschuh im Spielzeugkorb (Warum nur einer?!) oder das Lieblingskuscheltier, das nach tagelanger, tränenreicher Suche seelenruhig unter dem Sofa auf seine Wiederentdeckung wartet.

Früher haben mich diese kleinen Chaosmomente manchmal zur Weißglut getrieben. Dieser ständige Kampf gegen das Entropie-Gesetz im eigenen Haushalt! Heute versuche ich es (meistens) mit mehr Gelassenheit zu sehen. Ich habe kapituliert – zumindest ein bisschen. Der Berg an einzelnen Socken wird wohl bleiben. Die Tupperdeckel werden weiter Verstecken spielen. Und irgendwo lacht sich bestimmt gerade ein Haargummi ins Fäustchen.

Statt mich aufzuregen, sehe ich es als Teil des turbulenten Familienlebens. Es ist ein Zeichen von Leben, von spielenden Kindern, von einem Alltag, der nicht perfekt sein muss. Manchmal helfen tiefes Durchatmen und ein Augenzwinkern. Oder der Austausch mit anderen Eltern über die neuesten Fundorte verschwundener Dinge – geteiltes Leid (und Lachen) ist halbes Leid.
Und wer weiß, vielleicht lüftet ja doch noch jemand das Socken-Geheimnis. Bis dahin kaufe ich einfach möglichst viele gleiche Paare. Auch eine Strategie. Wie gehen Sie mit den kleinen Alltagsmysterien um? Schreiben Sie uns doch mal an kruschel@vrm.de!

Kerstin Petry