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Cindy Klink zeigt Musik mit Mimik und Gestik

Von dpa

Gehörlose Menschen wollen nicht auf Konzerte gehen? Stimmt nicht! Damit sie wissen, was dort gesungen wird, gibt es Menschen wie Cindy Klink. Sie nutzt Gebärdensprache. Das macht sie auch in Musikvideos im Internet.

Marvin van Beek/-/dpa

Früher hat Cindy Klink die Musik immer richtig laut aufgedreht. So spürte sie den Bass im Körper. Mittlerweile kann die 26-Jährige die Musik auch hören, denn sie nutzt ein Hör-Implantat. Damals wie heute setzt sich Cindy Klink dafür ein, dass möglichst viele andere gehörlose und schwerhörige Menschen die Musik erfahren können. Dafür übersetzt sie die Lieder in Gebärdensprache – live auf der Bühne und in Internet-Videos. Vor Kurzem kam auch ein Musikvideo mit ihr und Levent Geiger heraus. Im Interview erzählt Cindy Klink, wie ihre Arbeit funktioniert.

Was machen Sie lieber: alleine vor der Kamera stehen oder auf der Konzertbühne?

Cindy Klink: «Auf einer großen Bühne ist es erst einmal erschreckend, so viele Menschen zu haben, die einem zuschauen. Man hat natürlich Angst, Fehler zu machen. Aber wenn ich anfange, vergesse ich alles. Ich stelle mir vor, ich wäre komplett alleine, weil ich die Menschen im Dunklen auch nicht sehe wegen all der Lichter. Ich arbeite aber auch sehr gerne alleine. Das ist ein guter Ausgleich.»

Sie haben schon bei Wincent Weiss performt oder auch beim Junior ESC im KiKA. Sind Sie früher als Kind auch auf Konzerte gegangen?

Cindy Klink: «Nein. Meine Eltern sind gehörlos, die konnten nie wirklich was mit Musik anfangen. Aber meine Oma hat unter uns gewohnt. Sie war im Kirchenchor und bei ihr liefen permanent Schlager im Radio. Da meine Oma sehr gläubig war, bin ich mit ihr auch oft in die Kirche gegangen. Sie liebte die Musik – und so kam mein Kontakt dazu.»

Haben Sie als Kind selbst Musik gemacht?

Cindy Klink: «Ich bin auf eine Schule für gehörlose und schwerhörige Kinder gegangen. Dort hatten wir auch Musikunterricht, wir haben gesungen, getanzt und Blockflöte gelernt. Ich war auch im Grundschul-Chor, in dem wir gesungen und parallel gebärdet haben.»

Wie kamen Sie dann schließlich zu Tiktok und Instagram?

Cindy Klink: «Als es immer mehr Influencerinnen gab, habe ich auch etwas von mir ins Internet stellen wollen. Aber ich hatte Angst, weil ich nicht im Mittelpunkt stehen wollte. Dann hatte ich bei meiner Abschlussfeier einen Auftritt, bei dem ich zum ersten Mal alleine auf der Bühne stand. Da habe ich einen Song von John Lennon in Gebärdensprache performt. Meine Eltern waren so fasziniert davon, dass sie meinten, ich solle das posten. Das wollte ich erst nicht. Erst später habe ich gedacht: Okay, ich lade jetzt mal ein Video hoch und schaue, wie das ankommt.»

Sie performen auch englische Musik. Wie funktioniert das?

Cindy Klink: «Das ist eine Doppel-Übersetzung. Ich übersetze den englischen Text im Kopf ins Deutsche und dann noch einmal in die Deutsche Gebärdensprache. Denn das ist eine eigene Sprache mit einer eigenen Grammatik. Außerdem versuche ich, dass die Gebärdensprache sich reimt, also mit passenden Übergängen. Die Bewegungen sind dann flüssig, nicht so abgehackt – wie ein Tanz.»

Das heißt, Sie übersetzen gar nicht wörtlich?

Cindy Klink: «Man versucht zu verstehen, was der Sänger oder die Sängerin sagen möchte, und interpretiert das. Ich gehe nicht ganz vom Text weg, aber es kann sein, dass ein oder zwei Wörter wegfallen und etwas anderes dazukommt.»

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