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Schlafen Vögel im Flug?

Von dpa

Störche und Kraniche ziehen gerade zu ihren Brutplätzen. Dabei legen sie weite Strecken zurück. Oft wird behauptet, sie und andere Zugvögel könnten schlafen, während sie fliegen. Stimmt das?

Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Vögel schlafen beim Fliegen mit einer Hälfte des Gehirns, während die andere wach bleibt. So erklären viele Leute, warum etwa Zugvögel wahnsinnig lange Strecken zurücklegen können. Stimmt das?

Die Antwort: Ja. Allerdings wurde dieses Schlafverhalten im Flug erst bei einer einzigen Vogelart wirklich nachgewiesen: den Bindenfregattvögeln. Forschende gehen davon aus, dass andere Vögel das auch können.

Die Untersuchung an diesen Vögeln geleitet hat Niels Rattenborg. Heute arbeitet er in der Forschungsgruppe Vogelschlaf. Er sagt: «Um wirklich zu wissen, ob ein Vogel schläft oder wach ist, müssen wir die Gehirnaktivität messen.» Das geht nur, wenn die Forschenden dafür ein Gerät auf dem Kopf der Tiere anbringen.

Niels Rattenborg und sein Team suchten sich große Vögel, die das Gerät tragen können. Bindenfregattvögel erreichen mit ihren Flügeln eine Spannweite von bis zu zwei Metern und kommen in den Tropen und Subtropen vor. Außerdem gut für die Forschung: Sie bleiben bis zu zwei Monate am Stück in der Luft.

Bei den Messungen kam heraus, dass Fregattvögel im Flug normalerweise mit nur einer Hirnhälfte schlafen. «Manchmal schlafen aber auch beide Hälften», sagt der Experte. Die Schlafzeiten sind dabei extrem kurz: Oft betragen sie nur wenige Sekunden. Selten sind sie einige Minuten lang. «Vögel schlafen nicht so wie wir Menschen», sagt Herr Rattenborg. «Sie schlafen in kleinen Stückchen.»

Die längsten Dauerflieger sind wahrscheinlich Mauersegler. Sie bleiben wohl zehn Monate lang ununterbrochen oben. Niels Rattenborg denkt, dass sie dabei auch manchmal ein paar Sekunden einnicken.

Andere Vögel hingegen machen die Augen lieber zu, wenn sie festen Boden unter den Füßen haben. Das gilt zum Beispiel für Weißstörche und Kraniche, die gerade zu ihren Brutplätzen ziehen. Dabei legen sie auch Hunderte oder Tausende Kilometer zurück. «Störche aber landen normalerweise nachts», weiß Herr Rattenborg. Und auch Kraniche ruhen sich gerne unterwegs mal aus.

© dpa-infocom, dpa:220309-99-445737/2