
Kinderheime mit strengen Regeln und fiesen Betreuern sieht man manchmal in Filmen. Doch wie leben Kinder und Jugendliche tatsächlich, wenn sie außerhalb ihrer Familie untergebracht sind?

In Wohngruppen lebt man in einer kleinen Gemeinschaft zusammen.

Wenn es zu Hause zu schwierig wird, kann es helfen, woanders unterzukommen.

Das Leben außerhalb der eigenen Familie soll sich so gut wie möglich anfühlen.
Nicht bei den eigenen Eltern aufwachsen: Das können sich viele Kinder schwer vorstellen. Doch für rund 200.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland ist das so. Neue Zahlen aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen zeigen sogar: Dort sind es im vergangenen Jahr sogar etwas mehr geworden.
Die Kinder leben in einer Pflegefamilie oder in einer Wohngruppe. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. «Manche Eltern sind überfordert», erklärt Charlotte Giese. Sie arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz und kennt sich mit der Jugendhilfe aus. Die Eltern vernachlässigen ihre Kinder oder es kommt zu Gewalt in der Familie. «Es kann aber auch sein, dass die Eltern krank sind und sich deswegen nicht kümmern können.»
Jugendämter unterstützen solche Familien. Die Kinder sollen zwar möglichst bei ihren Eltern bleiben. Doch manchmal geht es nicht mehr, und die Kinder ziehen zum Beispiel in eine Wohngruppe. Früher sagte man auch: Jemand kommt ins Heim.
Kleine Gruppen statt großer Heime
«Große Kinderheime, in denen sich kaum jemand kümmert, gibt es zum Glück so nicht mehr», berichtet Charlotte Giese. «Oft leben die Kinder und Jugendlichen in kleinen Wohngruppen in ganz normalen Wohnungen zusammen. Jeder hat ein eigenes Zimmer und kann das gestalten.» Dazu gehören Betreuerinnen und Betreuer. Es ist also immer jemand da für die Kinder.
«So eine Wohngruppe ist zwar nicht das eigene Zuhause», sagt Charlotte Giese. «Aber es soll sich möglichst so anfühlen.» Immer wieder prüfen Fachleute außerdem, ob die Unterbringung noch richtig ist oder die Kinder vielleicht zurück in ihre Familie können. Denn das ist oft das Ziel.
Gegen die Vorurteile
In der Schule merken die Kinder dennoch manchmal, dass es Vorurteile über sie gibt, sagt Charlotte Giese. Zum Beispiel, dass sie schwierig seien. Das sei so aber Quatsch. Es gibt viele Beispiele von jungen Erwachsenen, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen gelebt haben und ein zufriedenes Leben führen. Einige von ihnen haben sich sogar zusammengeschlossen, um das zu zeigen und andere zu unterstützen.
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