
Ärgert sich jemand über den ständigen Regen, heißt es manchmal: «Die Natur freut sich.» Nach drei Wochen mit Regengüssen könnte man meinen, dass die Natur nun genug Wasser hat. Stimmt aber nicht.

Mal tröpfelte es nur, mal kam am Abend ein Gewitter, mal goss es in Strömen. Doch eines hatten die vergangenen drei Wochen gemeinsam: Sie waren häufig nass, laut Wetter-Fachleuten sogar «außergewöhnlich nass». Das ist super für alle, die gerne in Pfützen springen. Auch die Pflanzen bekamen ordentlich Regen ab.
Man könnte meinen: Endlich hat die Natur ausreichend Wasser. Doch ein Blick auf den Dürre-Monitor zeigt etwas anderes. Hier kann man ablesen, in welchen Teilen von Deutschland der Boden feuchter oder trockener ist als sonst. Demnach ist es in den meisten Regionen nun an der Oberfläche feucht. Dort haben auch die Pflanzen genug Wasser. Aber in fast zwei Metern Tiefe herrscht häufig eine schwere Dürre, teilweise sogar eine extreme Dürre.
Susanne Hufe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung kann erklären, woran das liegt: Es war nicht genug Regen. «Bis das Wasser bis in die Tiefe vordringt, müsste es noch wochenlangen Landregen geben.» Doch in den vergangenen Wochen gab es meist keinen solchen flächendeckenden, anhaltenden Regen, sondern kurzen Starkregen. «Das bringt für die Natur nicht viel, denn der fließt über die Flüsse sofort wieder Richtung Meer und geht somit der Natur verloren», erklärt Frau Hufe.
Auch im Wald könnten die Wurzeln der Bäume den Starkregen oft nicht richtig aufnehmen, sagt der Fachmann Jürgen Gaulke. «Gerade bei Sandböden fließt das durch, da bleibt nicht viel hängen.» Die Böden seien leider grundsätzlich zu trocken, und das schon seit mehreren Jahren. «Wir freuen uns über den jetzigen Regen. Aber es bräuchte regelmäßigeren Regen», sagt er.
Dass es insgesamt weniger solchen regelmäßigen Regen gibt, hängt mit dem Klimawandel zusammen. Das Wetter wird dadurch oft extremer. Es regnet zum Beispiel an einem Ort mal wahnsinnig viel, und dann wieder lange Zeit fast gar nicht. Solche Wetter-Extreme werden häufiger. Forschende gehen davon aus, dass sie auch weiterhin zunehmen werden.
© dpa-infocom, dpa:230808-99-767773/2