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Im riesigen See Fische zählen

Von dpa

Einmal durchzählen, bitte! So macht es ein Forscherteam gerade im Bodensee. Denn es will wissen, welche Fische in dem riesigen See zu Hause sind.

Grau und kalt sieht der Bodensee im Süden Deutschlands an diesem Tag aus. Trotzdem macht sich ein Team aus Forschern und Fischern auf den Weg. Denn die Gruppe möchte herausfinden, wie viele und welche Fische im Bodensee leben. Inventur nennt man so ein Durchzählen auch.

Das klingt mühsam und fast unmöglich, wenn man den riesigen See betrachtet. Zum Glück gibt es aber einen mathematischen Trick: «Da kann man einen kleinen Teil von allen Fischen zählen und dann hochrechnen, wie viele da sind», erklärt Alexander Brinker. Er ist Chef der Fischerei-Forschungsstelle in Langenargen am Bodensee. «Das ist der Trick, sonst müsste man ja alle Fische fangen und in die Hand nehmen und das schafft man natürlich nicht.» 

Rund 400 Netze wurden über den See verteilt. Denn das Team schaut an unterschiedlichen Stellen nach den Fischen. So zieht es an diesem Tag zum Beispiel Rotaugen, Hechte, Zander, Barsche und Felchen aus dem Wasser. Die Tiere werden anschließend verkauft oder für weitere Forschungen verwendet. 

Was im Netz landet, ist immer eine Überraschung. «Ganz besonders war es bei der ersten Inventur 2014», erinnert sich Forscher Alexander Brinker. «Da haben wir einen Bodensee-Fisch gefunden, der 40 Jahre lang als ausgestorben galt – den Tiefseesaibling.» Es gibt aber auch Fische, die im See stören, sagt der Wissenschaftler. «Weniger freuen tun wir uns, wenn Fische, die eigentlich nicht in den See gehören, in den Netzen auftauchen – etwa Stichlinge oder Sonnenbarsche.»

Deshalb ist das Team froh, diesmal auf deutlich weniger Stichlinge zu stoßen als bei der letzten Zählung vor fünf Jahren. Die Tiere stammen wohl aus Aquarien und wurden von Menschen im See ausgesetzt. Dort machen sie aber anderen Fischen zu schaffen. Die Stichlinge fressen den Felchen das Futter weg und machen sich über deren Eier und Larven her. Dass es diesmal weniger Stichlinge sind, könnte an einem Parasiten oder einer Krankheit liegen, vermutet das Team.

In der Natur hänge alles miteinander zusammen, sagt Alexander Brinker. Deswegen seien die heimischen Fische so wichtig für den See. «Wenn ein Teil fehlt, gibt es ganz schnell ein Ungleichgewicht. Ohne Fische würden unter Wasser zum Beispiel die Algen überhandnehmen.»

© dpa-infocom, dpa:240919-930-236971/1