
Um Kriegen und Krisen zu entkommen, haben Millionen von Menschen Afghanistan verlassen. Die meisten Geflüchteten lebten bisher im Nachbarland Pakistan. Doch dort dürfen sie nun nicht mehr bleiben.

Jeden Tag kommen Tausende Menschen an der Grenze in Torkham an. Ganze Familien fahren auf den Ladeflächen von Lastwagen dorthin, andere dicht gedrängt in Bussen oder Autos. Sie alle wollen aus dem asiatischen Land Pakistan in das Nachbarland Afghanistan.
Doch freiwillig unternehmen sie diese Reise nicht. Die Regierung von Pakistan zwingt die Menschen dazu. Sie erklärte vor einem Monat: Jeder Mensch, der keine gültigen Papiere hat, muss Pakistan verlassen. Das macht die Regierung, weil sie denkt, das hielte die pakistanische Bevölkerung für gut.
Oft schon seit Langem in Pakistan
Bislang lebten in Pakistan rund 4,4 Millionen Afghaninnen und Afghanen. Diese Menschen waren einst aus ihrer Heimat geflohen. Manche von ihnen vor etwa zwei Jahren, als die Terrorgruppe Taliban in Afghanistan die Macht übernahm. Andere waren schon vor vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten geflohen, als es andere Kriege und Krisen in ihrer Heimat gab.
Das bedeutet: Viele der afghanischen Flüchtlingskinder sind in Pakistan aufgewachsen. Sie haben Afghanistan noch nie gesehen. Selbst junge Erwachsene wie Riaz Khan waren noch nie dort. Als er an die Grenze nach Afghanistan kommt, sagt der 20-Jährige: «Für mich ist es, als ob ich eine Höhle betrete, ohne zu wissen, ob sie auf der anderen Seite einen Ausgang hat.»
Zukunft in Afghanistan sehr schwierig
Denn die Flüchtlinge haben meist keine Ahnung, was sie in Afghanistan erwartet. Hilfsorganisationen sagen, viele der Menschen wüssten nicht, wo sie hingehen sollten. Sie hätten dort kein Haus und keine Familie mehr. Außerdem gibt es in Afghanistan sowieso schon zu wenig zu essen, zu wenig Trinkwasser und zu wenige Jobs.
Viele der Geflüchteten bleiben nun erst einmal in der Nähe der Grenze. Dort wurden zwei Zeltlager für sie errichtet. Die Menschen sammeln zum Beispiel Müll, um daraus kleine Feuer zu errichten, um sich zu wärmen. Währenddessen bitten Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt um Spenden, damit sie die Flüchtlinge dort versorgen können.
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