// lieferbeginn readonly Skip to main content

Wunden sind nach drei Monaten noch nicht verheilt

Von dpa

Drei Monate ist es her, da fielen schwere Betonteile auf Saadet. Ein großes Erdbeben in den Ländern Türkei und Syrien ließ damals viele Häuser einstürzen. Nun hofft die Elfjährige, bald wieder laufen zu können.

Boris Roessler/dpa

Die elfjährige Saadet würde gerne wieder herumlaufen und draußen mit ihrem Bruder spielen. Aber sie verbringt die meiste Zeit des Tages im Sitzen oder Liegen. Denn ihre Beine sind noch kaputt. Eine Metallschiene hält die Knochen ihres linken Beines zusammen.

Gewaltiges Erdbeben

Saadet wurde bei dem großen Erdbeben vor genau drei Monaten schwer verletzt. Damals stürzten Tausende Häuser in den Ländern Türkei und Syrien in sich zusammen. Auch Saadet und ihr Bruder Mahmut erlebten das in der türkischen Stadt Antakya: Als sie aus dem Haus geflüchtet waren, wurden sie vom herabfallenden Dachgeschoss getroffen. Die schweren Betonteile brachen beiden Kindern die Beine.

Mahmut kann schon wieder ganz ohne Probleme laufen. Vater Serkan Agri hofft, dass auch Saadet bald wieder fit ist. Hat sie denn noch Schmerzen? «Wenig», sagt sie. Dreimal wurde Saadet schon in einem Krankenhaus operiert. Mindestens zwei weitere Operationen stehen noch an. 

Hilfe von der Familie

Die Familie ist nun in einem Haus von Verwandten in einer anderen Stadt untergekommen. Saadet und Mahmut haben also zumindest ein richtiges Dach über dem Kopf. In der Erdbeben-Region aber leben viele Menschen noch in Zelten oder Containern. Zu ihnen gehört der zwölfjährige Yahya. 

Yahya nutzt seit dem Erdbeben einen Rollstuhl, zum Glück ist der elektrisch. Damit kann er gut über den Schotter in seinem Zeltlager fahren. Aber das Leben ist trotzdem nicht leicht für ihn. Eigentlich benötigte er eine Toilette, in der viel Platz ist. Da es eine solche aber momentan dort nicht gibt, müssen immer zwei Leute mitkommen und ihn auf die Toilette setzen. Am liebsten würde es das natürlich selber und allein machen. 

Helferinnen und Helfer besuchen Zeltlager

Yahyas Vater erzählt, dass sein Sohn auch Medikamente brauche. Die seien aber sehr knapp. Auch Essen ist nicht genug da. Es gibt im Zeltlager keinen Laden, in dem die Familie einkaufen kann. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind abhängig von Helfern, die vorbeikommen und ihnen Spenden vorbeibringen. 

Yahyas Vater ist an einem Tag mal ganz schön wütend geworden. Ein Helfer brachte der Familie feuchte Tücher, dabei hätten sie eigentlich dringend Essen gebraucht. Der Vater antwortete wütend: «Kann ich von feuchten Tüchern etwa satt werden?»

Nun soll in den Erdbebengebieten bald die Schule wieder anfangen. Ein Fachmann sagt: Das wäre jetzt besonders wichtig. So bekommen die Kinder wieder etwas normales Leben zurück. 

© dpa-infocom, dpa:230505-99-574627/2