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Wenn das Geld fürs Ticket fehlt

Von dpa

Wer in Deutschland ohne Fahrkarte im Bus oder der Bahn mitfährt, kann im schlimmsten Fall ins Gefängnis kommen. Davon sind vor allem sehr arme Menschen betroffen, erklärt ein Experte. Viele möchten, dass sich das ändert.

Daniel Karmann/dpa

So etwas passiert schon mal: Man erwischt gerade noch den Bus und merkt erst später: Mist, kein Ticket gekauft! Hoffentlich merkt das keiner! Wenn doch, dann ist in der Regel eine Strafe fällig. Dieses sogenannte Schwarzfahren kann teuer werden: mindestens 60 Euro. 

Im allerschlimmsten Fall kann es aber sogar dazu führen, dass Menschen deshalb im Gefängnis landen. Das trifft besonders arme Menschen, die etwa keine Wohnung haben, erklärt der Experte Michael Stiefel: «Menschen, die zu wenig Geld haben, geben das oft eher für Essen aus, als sich eine Fahrkarte zu kaufen.» Dabei müssten auch sie mal zu Ämtern oder zum Arzt fahren.

Wird so jemand beim Schwarzfahren erwischt, entsteht schnell ein großes Problem: «Wenn man schon vorher kein Geld für eine Fahrkarte hatte, hat man oft erst recht kein Geld, um die Geldbuße zu bezahlen», erklärt Herr Stiefel.

Denn ohne Ticket unterwegs zu sein, ist in Deutschland eine Straftat, ähnlich wie etwa Diebstahl. Ein Gericht kann entscheiden, dass man eine Strafe zahlen muss: zum Beispiel 30 Tage lang jeden Tag 10 Euro. Bezahlt man nicht, muss man für diese Zeit ins Gefängnis.

Zum Vergleich: Wer mit dem Auto falsch parkt und erwischt wird, muss auch eine Geldbuße zahlen. Es zählt aber nicht als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit. Das gilt als weniger schlimm.

In einer Umfrage wurden Leute unter anderem gefragt, ob Schwarzfahren auch nur eine Ordnungswidrigkeit sein sollte. Eine deutliche Mehrheit findet das richtig. Auch Politikerinnen und Politiker im Bundestag beschäftigen sich zurzeit mit dem Thema. Bisher geht es aber vor allem darum, dass die Betroffenen weniger lang im Gefängnis bleiben sollen.

Herr Stiefel meint, dass das Gefängnis für die Menschen trotzdem schlimm bleibt und zu hart ist. Ihm geht es nicht darum, allen das Schwarzfahren zu erlauben. Er schlägt aber vor: «Vor einer Bestrafung sollte Beratung und Unterstützung kommen. Gefängnis hilft niemandem und ist enorm teuer.»

© dpa-infocom, dpa:230412-99-290392/2